Harburger Polizei nimmt Quartett aus Rumänien fest, das das Gerät der Deutschen Bank manipuliert haben soll

Harburg. Harburger Polizeibeamten haben einen spektakulären Fahndungserfolg zu verbuchen: Sie haben Kriminelle festgenommen, die sich offenbar auf Manipulationen an Geldautomaten spezialisiert haben.

Zu verdanken haben sie es der schnellen Reaktion eines aufmerksamen Bankkunden, 38. Der Mann wollte am Dienstag gegen 14 Uhr bei der Deutschen Bank an der Rathausstraße Bargeld abheben. Zunächst war alles wie gewohnt, der 38-Jährige gab seine EC-Karte ein, tippte seine Geheimzahl ins dazugehörige Feld und hörte das Rascheln der Scheine am Ausgabeschacht.

Als sich die Klappe öffnete, kamen allerdings keine Scheine raus. Beim näheren Hinschauen entdeckte der Mann eine Metallschiene, die mit doppelseitigem Klebeband am Ausgabeschacht angebracht worden war. Das kam dem 38-Jährigen komisch vor, er alarmierte die Polizei.

Zivilfahnder kamen den Tätern schnell auf die Spur. Im Umfeld des Geldinstituts fielen den Beamten drei Männer, 22, 32 und 42 Jahre alt und eine Frau, 19, aus Rumänien auf, die sich verdächtig verhielten. Die Polizisten kontrollierten das Fahrzeug des Quartetts und entdeckten dort Metallschienen und Klebeband - Material, um weitere Geldautomaten zu manipulieren. "Die fühlten sich wohl sehr sicher", so ein Polizeibeamter. Sie wurden vorläufig festgenommen.

Diese spezielle Masche, Kunden am Geldautomaten um ihr Bares zu erleichtern, ist relativ neu, so die Polizei. Im mehreren Bundesländern haben die Behörden vor dem sogenannten "Cash Trapping" gewarnt: Kriminelle bringen eine baugleiche Attrappe des Verschlusses über der Geldausgabe an. Damit verhindern sie den Zugriff auf das Bargeld, das die Täter dann selbst aus dem Automaten holen. Der Klebestreifen wirkt als Blockade, sodass das Geld nicht wieder vom Automaten eingezogen wird.

Will nun ein ahnungsloser Kunde Geld am Automaten ziehen, wird es zunächst ausgegeben, bleibt aber an einem Klebestreifen in der Attrappe hängen. Weil kein Geld kommt, vermuten Kunden dann, dass es sich um einen technischen Defekt handeln und wenden sich zu einem späteren Zeitpunkt oder gar telefonisch an ihre Bank, berichtet ein Polizeibeamter. Dann wurde der Betrag aber schon längst vom Konto abgebucht. Wenn sich die Diebe unbeobachtet fühlen, gehen sie zum manipulierten Automaten, holen sich das Geld und verschwinden.

Nach Schätzungen des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im vergangenen Jahr 3183 Geldautomaten manipuliert. Außer der neuen Variante "Cash Trapping" ergaunern sich Täter Bargeld per "Skimming": An Automaten wird eine kaum zu erkennende Minikamera angebracht. Damit wird die Eingabe der PIN-Geheimnummer aufgenommen. Außerdem wird vor dem Kartenschacht ein Lesegerät postiert, mit dem die Daten der EC-Karte gespeichert werden.

Nach Angaben des BKA soll der Schaden durch Betrug an Geldautomaten 2010 etwa 60 Millionen Euro betragen. Tatverdächtige stammen fast ausschließlich aus Osteuropa, meist aus Bulgarien oder Rumänien, so das BKA. Sie halten sich nur kurz an den Tatorten auf. Und nicht nur bei Geldautomaten zieht ihre fiese Masche. 2010 dokumentierte die Polizei, dass Benzin-Zapfsäulen mit Bezahlautomaten manipuliert wurden.

An einer Tankstelle sind laut Bundeskriminalamt von Dieben mit den per "Skimming" erschlichenen Kontodaten 600 000 Euro abkassiert worden. Auch vor Fahrkartenautomaten würden die Trickser nicht halt machen. Dass die Polizei den Tätern so schnell auf die Spur kommt wie jetzt in Harburg, ist selten.