Er würde ein kariertes Hemd tragen, sagte die blonde Frau. Und er sei doch die ganze Zeit neben ihr gegangen, nun aber verschwunden, ihr Mann. Ob er hier gesehen worden sei? Hier, dachte ich, in der Parfümerie, die doch ein Ort ist, vor dem die Herren der Schöpfung in der Regel Reißaus nehmen?

Zu viel Duft, zu viel Glitzer und eine Überdosis Weiblichkeit. Nein, er sei hier nicht gewesen, antwortete die Verkäuferin. Die Blonde betonte, dass er doch sonst immer an ihrer Seite bliebe. Dann aber grämte sie sich nicht mehr und begann, nach duftenden Neuigkeiten Ausschau zu halten. Wäre der Ehemann ein Kind oder ein Welpe, wäre Holland in Not und die Dame außer sich.

Aber ein Mann, zumal in Zeiten der Mobiltelefone, der wird sich schon melden.

Doch nichts da. Kein Handy klingelte, kein Karohemd ging suchend durch den Laden. Blondie vertiefte sich mehr und mehr in Sommerdüfte und Seidentücher, testete und schnupperte und machte dieses Gesicht, das kurz vor einer Kaufentscheidung stand.

Und dann kam der Karomann doch noch. Er hätte sie überall gesucht, nebenan im Bücherladen, drüben bei den Schuhen und auch hier hätte er schon herein geschaut, sei aber gleich wieder geflüchtet, wegen der Düfte, das hält ja kein Mann aus.

Die Kaufentscheidung wich aus dem Gesicht der Gattin, und als ihr die Beraterin ein flottes "Na, da ist er ja!" entgegen trällerte, hakte sie die vermisste Ehehälfte unter und spazierte an deren Arm ins Freie.

Sie hatte den Mann zurück und den Duft wieder ins Regal gestellt. Man muss halt Prioritäten im Leben setzen.