Dachdecker-Lehrling Friedrich Grugel hat ein Praktikum in Bella Italia absolviert

Buchholz. Italien - das ist Lebensfreude. Das ist Pasta, Wein, "Amore" und Kultur. Das ist aber auch jede Menge Schludrigkeit und Ungenauigkeit, sagt Friedrich Grugel. Und der muss es wissen. Schließlich hat der Dachdecker-Lehrling aus Buchholz drei ganze Wochen im schönen Vicenza in Norditalien verbracht und Land, Leben und Arbeitsweise der Italiener hautnah miterlebt. Im Rahmen eines von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade initiierten Berufspraktikums reiste Grugel Anfang März gemeinsam mit elf anderen Azubis in Richtung Süden. "Meine Eltern hatten mich darin bestärkt, mich für das Praktikum zu bewerben, schließlich bekommt man diese Möglichkeit nicht alle Tage", sagt der 18-Jährige. Als er dann tatsächlich die Zusage der Handwerkskammer erhielt und sich auch Grugels Chef, Dachdeckermeister Nico Brockmann, mit dem Italien-Einsatz einverstanden zeigte, war die Freude beim Dachdecker-Azubi riesig.

Doch die hohen Erwartungen an die Reise gingen nur teilweise in Erfüllung. "In der ersten Woche hatten wir Sprachunterricht und lernten ein paar italienische Fachvokabeln", erzählt Grugel. Die waren auch bitter nötig, denn in dem Betrieb, in welchem der 18-Jährige anschließend tätig war, sprach niemand auch nur annähernd ein Wort Englisch. "Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt, das ging dann einigermaßen", sagt Grugel. Schlimmer als die Sprachbarriere empfand der angehende Dachdecker aber ohnehin die Arbeitsweise, mit der die Italiener ans Werk gingen. "Es war einfach unglaublich", sagt Grugel, "dort hatte eigentlich niemand eine Ausbildung absolviert, und die Verlegeanleitung des Materials wurde fast gar nicht berücksichtigt."

Zugegeben: Es klingt ein wenig klischeehaft, aber in Bella Italia scheinen es die Menschen im Bereich des Handwerks nicht ganz so genau zu nehmen mit der Maßarbeit. Und auch in Sachen Sicherheitsschutz haben die Südeuropäer offenbar eine eigene Philosophie, wie Grugel in Vicenza feststellen musste. "Die Gerüste an den Häusern waren nur unzureichend befestigt", erzählt der 18-Jährige, "da wackelte alles hin und her, doch Sorgen hat sich darüber niemand gemacht."

Das Dolce Vita - das süße Leben; es verleitet wohl auch Italiens Handwerker zum Müßiggang. Immerhin: Die Mittagspausen haben die Arbeiter stets gemeinsam eingenommen. "Alle gehen geschlossen in ein Restaurant und nehmen dafür auch ein paar Kilometer Wegstrecke in Kauf", sagt Grugel. Es sind ohnehin das gute Essen und die entspannte Lebensart, die dem Buchholzer nachhaltig in Erinnerung bleiben werden. "In Italien ticken die Uhren eben anders", sagt Grugel, dem vor allem die Architektur vor Ort imponiert hat. Tauschen möchte er mit einem italienischen Dachdecker allerdings nicht. Selbst die anstehenden Prüfungen seiner dualen Ausbildung in Deutschland zieht er einem Leben im Land von Pizza und Pasta eindeutig vor. "Eine ordentliche Lehre ist auf jeden Fall notwendig, um sein Handwerk zu beherrschen", sagt Grugel, "das habe ich bei meinem Praktikum in Italien wahrhaftig gelernt."

Irgendwann will Friedrich Grugel wieder in den Süden reisen, Italien einen weiteren Besuch abstatten. Allerdings nur, um dort Urlaub zu machen und die historischen Stätten zu in Augenschein zu nehmen. "Mit der Arbeit bleibe ich dann doch lieber im Norden", sagt Grugel. So schön Pasta, Wein, "Amore" und Kultur auch sein mögen.