Wilhelmsburger Kinder machen beim siebten Hamburger Kinder- und Jugendzirkusfestival mit

Wilhelmsburg. Dazu gehört wirklich ein Menge Mut: Langsam klettert Aaron, 8, auf einen Holzturm. Der Turm ist deutlich größer als er - gut 1,70 Meter hoch. Aaron holt tief Luft und guckt nach unten. Unter ihm ist nur der harte Zirkusboden. Um sich nicht zu verletzen, muss der Zweitklässler der Wilhelmsburger Grundschule Rotenhäuser Damm mindestens 1,20 Meter weiter springen - erst dort liegt eine weiche Matte.

Aaron holt noch mal tief Luft, dann springt er. Es klappt: Aaron fliegt durch die Luft und landet auf der Matte. Später wird er diesen Sprung noch einmal mit geschlossenen Augen wiederholen.

"Todessprung" nennen die Kinder diese Übung. Sie wissen: Passieren kann ihnen nichts. Denn alle können 1,20 Meter weit springen. Und wenn ein Sprung mal missglücken würde, dann stünde ihr Betreuer Claus Niemann vom Haus der Jugend Wilhelmsburg parat und würde sie auffangen.

Der "Todessprung" ist einer der Höhepunkte im Kinderzirkus auf dem Rotenhäuser Feld an der Neuhöfer Straße in Wilhelmsburg, gegenüber vom Kriegsbunker: Gestern hatten die Zweit- und Drittklässler der Grundschule Rotenhäuser Damm und der Gesamtschule Wilhelmsburg Generalprobe im blauen Zirkuszelt. Heute um 9.30 Uhr und um 11.30 Uhr heißt es dann "Vorhang auf - Manege frei!", und die Wilhelmsburger Grundschüler treten gemeinsam mit Kindern des Turnclubs Wilhelmsburg, die eine Trampolin-Show darbieten, auf. "Für die zweite Veranstaltung gibt es noch wenige Restkarten", sagt der "Zirkusdirektor" Wilhelm Kelber-Bretz vom Forum Bildung Wilhelmburg. Die Auftritte der Wilhelmsburger Kinder sind Teil des siebten Hamburger Kinder- und Jugendzirkusfestivals, das bis Sonnabend auf der Elbinsel stattfindet.

Marianne Hollo, 62, Klassenlehrerin der Klasse 2 a der Grundschule Rotenhäuser Damm, hat vor vier Wochen angefangen, mit ihren Schülern Ideen für den Kinderzirkus zu sammeln. Zwei Wochen wurde dann hart geprobt, vier Tage lang den ganzen Schultag. Die Lehrerin ist begeistert von dem Zirkusprojekt: "Die Kinder lernen im Zirkus die Disziplin, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Theater und Zirkus sind das wichtigste, was man mit Kindern in der Schule machen sollte." Den "Todessprung" haben Claus Niemann und der Leiter des Hauses der Jugend, Uli Gomolzig, im Rahmen ihres Psychomotorikprojektes einstudiert. "Kinder suchen Herausforderungen und wollen nicht das normale Nullachtfünfzehn", sagt Uli Gomolzig. "Unsere Angebote sind eine gute Ergänzung zum Schulsport. Mit dem 'Todessprung' können Kinder lernen, Ängste zu überwinden. Sie lernen ihre Grenzen kennen und bekommen den Mut, über ihre Grenzen hinaus zu gehen."

Auch andere Darbietungen der Kinder sind eine Augenweide: Dilan, 8, tanzt wunderschön zu Musik von Tschaikowski; Peggy, 9, balanciert mit einem Schmetterlingskostüm über einen Balken; Celina, 8, jongliert mit Tellern und Rexhep, 9, mit einem Diabolo.

Am heutigen Freitag von 15 bis 17 Uhr treten auf dem Rotenhäuser Feld Jugendliche des Circus TriBühne mit dem Programm "Glückssache" auf - Kinder zahlen einen Euro, Erwachsene zwei Euro. Höhepunkt des Festivals ist die große Zirkusgala am Sonnabend, 5. Juni, von 15 bis 17 Uhr. Kinder zahlen zwei Euro, Erwachsene vier Euro. Von 12 bis 15 Uhr gibt es ein Mitmachprogramm, der Eintritt ist frei.