Beim Wilhelmsburger Kinderkochfest lernen Schüler, dass es noch eine Kochkultur neben Fast Food gibt

Wilhelmsburg. Dieses Fest gehört neben dem Internationalen Kinderfest und dem jungen Musikevent "48-Stunden-Wilhelmsburg" zu den fröhlichsten Festivitäten auf der größten Flussinsel Europas: das Kinderkochfest rund ums Bürgerhaus, das am Dienstag mit einer großen Zirkusshow abgeschlossen wurde. Hier kommen Hunderte Kinder, groß und klein, und treffen Profis, die ihnen zeigen, wie man ganz einfach und mit viel Spaß leckere und gesunde Gerichte zubereiten kann - Pädagogik vom Feinsten.

Auch Ayca, 10, ist mit ihrer Freundin Mine, 10, an diesem Vormittag eifrig bei der Sache: Sie formt mit Hilfe des Museumspädagogen Rainer Fuchs, 52, Quarkbrötchen. "Den Kindern wird hier klar, dass die Brötchen nicht immer fertig beim Bäcker im Regal liegen", sagt Rainer Fuchs. Sie lernen die Zutaten kennen und spüren, dass man sich beim Backen und Kochen auch mal die Finger dreckig macht."

Warum auch Kinder kochen sollten - oder zumindest dabei helfen - ist für den Museumspädagogen klar wie Kloßbrühe: "Die Kids haben einen Heidenspaß dabei und die Fertigkeiten gehen nicht verloren. Wer als Kind mit dem Kochen anfängt, der wird später auch mit seinen eigenen Kindern bewusst und gesund kochen."

Ayca kocht zu Hause auch gerne - mit ihrer Mama, ihrer Oma und ihren Tanten. "Mit meiner Mutter koche ich Chicken Wings, Pommes und Reis", sagt die Zehnjährige. Dazu wird Salat gemacht mit Karotten, Roter Bete, Gurken, Tomaten und Eisbergsalat. Aber am liebsten macht Ayca Pizza, frisch aus dem Ofen - mit Champignons, Tomatensoße, Oliven und Thunfisch.

Auch Jada, 10, ist gern Pizza, aber am liebsten die aus dem Tiefkühlfach. "Besonders gern mag ich türkische Pizza mit der Knoblauchwurst Sucuk", sagt die Viertklässlerin. Aber sie kocht auch gerne mit ihrer Mama, vor allem "Reis mit Tomatensoße". An diesem Vormittag schnippelt und lacht sie gemeinsam mit Kader, 10, und Leonora, 9. Aus Lauchzwiebeln, Gurken, Paprika, Olivenöl und griechischem Schafskäse bereiten sie einen formidablen "Türkischen Bauernsalat" - der Koch Hasan Erem, 42, hilft ihnen dabei.

"Die Kinder sind fasziniert, mit dem Messer Gemüse zu schneiden", sagt Hasan Erem. "Wichtig ist ja erst einmal, dass in den Familien überhaupt noch gekocht wird. Leider wird viel Gesundes und Frisches wegen 'Mac Doof' und Döner vernachlässigt. Wir verarbeiten hier nur, was Mutter Natur uns gegeben hat und tun nichts Künstliches und Schädliches hinzu."

Wilhelm Kelber-Bretz, der Organisator der Wilhelmsburger Kochwoche "Die Insel kocht" sagt, "dass die Ernährungssituation für Kinder auf den Elbinseln weiterhin schlecht ist. Viele Kinder kommen ohne Frühstück in die Schule. Vielen Eltern mangelt es am Wissen, was gesunde Ernährung ist. Sie weichen leider viel zu oft auf Fast-Food-Ernährung aus. Im kommenden Jahr werden die Kinder hier ein komplettes Festmenü bereiten."

(arus)