Dieter Morawietz und Frank Sebold erinnern an Nationaltorhüter Robert Enke, der Opfer seiner Depressionen wurde

Jesteburg/Schneverdingen. Dieter Morawietz und Frank Sebold sind von Hamburg nach Hannover unterwegs. Für die Strecke, die sich mit Auto oder Zug in eineinhalb Stunden zurücklegen lässt, brauchen die beiden Freunde zu Fuß knapp zehn Tage Zeit. Mit ihrer Wanderung wollen sie an Fußballnationaltorhüter Robert Enke erinnern, der sich wegen seiner Depressionen 2009 das Leben nahm.

"Wir dürfen Robert Enke nicht vergessen", sagt Morawietz bei einem Zwischenstopp in Jesteburg. Der 69 Jahre alte Uelzener wandert 500 bis 1000 Kilometer pro Jahr. Seit 2003 stellt er seine Wanderungen jeweils unter ein Motto. "Ich will aufrütteln und an Themen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Armut erinnern."

In diesem Jahr geht es um Depressionen und Burn-Out, Krankheiten, die erst in jüngster Zeit in den Blickpunkt geraten sind - unter anderem durch den Tod Robert Enkes. Während der Wanderung und abends an den Etappenorten sucht Morawietz den Gedankenaustausch mit Betroffenen und Helfern, mit Ärzten, Psychologen und Kirchenvertretern.

So auch in Schneverdingen, wo Morawietz im Mehrgenerationenhaus über Depressionen spricht. Er fordert eine "Enttabuisierung" der Krankheit, damit die Betroffenen den Mut fassen können, sich zu outen. Die Kranken bauten einen "Panzer" um sich auf, damit niemand etwas mitbekomme. Familien und Freunde seien "überfordert, weil das Hintergrundwissen fehlt".

Allein im Altkreis Soltau suchten pro Jahr 70 Eltern aus diesem Grund professionelle Hilfe. Hierfür sei die Robert-Enke-Stiftung eine wichtige Adresse, so Dieter Morawietz. Die im Januar 2010 vom Deutschen Fußballbund, dem Ligaverband und dem Bundesligaverein Hannover 96 gegründete Stiftung unterstützt die Aufklärung, Erforschung und Behandlung von Depressionserkrankungen und von Kinderherzkrankheiten - Robert Enkes Tochter Lara war im Alter von zwei Jahren an einer angeborenen Herzerkrankung gestorben.

"In einer Arbeitswelt, in der außer den Zahlen nichts mehr zählt, geben viele auf", sagt Morawietz. Die wenigsten Betroffenen hätten aber den Mut, sich zu outen. Sie möchte er "aufrütteln und ihnen sagen: Ihr seid keine Versager, wenn Ihr nicht mehr könnt!"

Begleitet wird Morawietz von einem Freund: Frank Sebold (41) ist arbeitslos. "Jedem Tag einen Sinn geben", empfiehlt Sebold - das helfe vor allem den Menschen, die ohne Arbeit sind.

Morawietz und Sebold legen Tagesetappen von rund 25 Kilometern zurück, sie übernachten in Kirchen oder Gemeindehäusern, "da, wo gerade Platz für uns ist".