Tausende Besucher aus der Region nutzen das Angebot von Veranstaltungen unter freiem Himmel

Buchholz/ Finkenwerder/Jesteburg/ Wilhelmsburg. Dunkle Wolken und Schauer konnten sie nicht vom Feiern abhalten. Mit Regenschirmen, Windjacken und Gummistiefeln ausgerüstet trafen sich am Sonnabend Tausende Menschen in der Region bei unterschiedlichsten Festen im Freien.

Am Vormittag wirbeln die Ponys auf Gut Jesteburg noch trockenen Staub auf, während sie im Kreis stapfen. Tia, 4, hat schon eine Runde mit "Herrn Schröder" hinter sich. Constantin hat sich auf der Hüpfburg ausgetobt. "Es ist toll hier", sagt der Fünfjährige. Gerade liebäugelt er mit einem Glitzerstein, den an einem Stand im Pferdestall gesehen hat. 34 Kunsthandwerker verkaufen bei dem Hoffest unter anderem Schmuck aus Pferdehaar, Tagebücher mit Filzumschlag, duftende Seifen und kitschige Hirschgeweihe.

Ein Jäger zeigt ausgestopfte Tiere hinter Plexiglasscheiben für Kinder, die genau solche Tiere in freier Wildbahn noch nie gesehen haben, und Liebhaber von Oldtimer-Traktoren wetteifern unter Einsatz ihrer röhrenden und qualmenden Maschinen darum, wer die meisten Baumstämme ziehen kann.

Hinter einem Zelt, in dem Bleche mit saftigem Butterkuchen stehen und eine Sommelière gute Tropfen ausschenkt, haben Markus Kähler und Volker Schulz einen mittelalterlichen Platz aufgebaut, zeigen Schwerter und Humpen. In frisch polierten Rüstungen wollen sie "Ritter zum Anfassen" sein.

Während sich die Mutigen in einer Teufelsschaukel durch die Luft schwingen, schlendert Mirko Scheibler mit seiner Tochter Milla über den Hof. Die Dreijährige erzählt, dass sie eine leckere Waffel gegessen habe. "Und ich habe eine rote Feder gefunden", ruft sie und streicht ihrem Vater damit über den Arm.

"Für Kinder es grandios hier", sagt der 37-Jährige. Er will sich die sanierten Häuser des Hofs ansehen. "Das soll ganz gut gemacht worden sein." Als die ersten Tropfen fallen, ist Hofbesitzerin Johanna Coleman froh. "Jetzt staubt es wenigstens nicht mehr so."

Uwe Fock kann Feuchtigkeit dagegen gar nicht gebrauchen. Die getrockneten Schollen, die er beim Schollenfest in Finkenwerder verkauft, müssen trocken gelagert werden. "Wenn du die in einem zugigen Büro am Wasser liegen hast, kannst du sie auch gleich in die Elbe schmeißen", sagt er. Ein Tag auf der MS Altenwerder schadet dem Dreught Fisch aber nicht. So heißt der Fisch, der in Streifen geschnitten geknabbert oder gekocht mit Speck, Pellkartoffeln und Bohnen gegessen wird.

Genau dafür ist Silke Adam mit ihrer Familie aus Halstenbek angereist. "Ich kenne Dreught Fisch aus meiner Kindheit", sagt die 33-Jährige und hebt eine Tüte hoch - Vorrat für mehrere Monate. "Als mir meine Schwester erzählt hat, dass es den hier gibt, sind wir sofort losgefahren."

Jetzt feiern Silke und Frank Adam ihren Hochzeitstag unter einem Zeltdach auf einem Bootsanleger und essen mit ihren Kindern Pia, 6, und Gilbert, 3, gebratene Scholle mit Kartoffelsalat. Auf das Wasser prasselt der Regen, aus dem Inneren des Schiffes klingt Abbas "Dancing Queen". Dicht gedrängt sitzen die Gäste auf Bierbänken, essen Scholle und trinken kühles Bier oder heißen Kaffee.

Nach einem kräftigen Regenguss am Nachmittag quietschen die Schuhsohlen auf der Wiese in Wilhelmsburg, wo zahlreiche Besucher das Internationale Kinderfest feiern. Lina zieht ihre Schuhe aus und taucht die Füße in eine Schale mit Kies. Dann läuft sie über Samt, Sand und Rindenmulch. "Beim Holz hat es ein bisschen weh getan, im Sand war es am schönsten", beschreibt sie ihre Eindrücke von dem Parcours der Kindertagesstätte Fakiha.

Im Zelt der Honigfabrik bastelt Leyla, 4, einen Drachen aus rotem Tonpapier. Auf dem Tisch vor ihr liegen Glitzerfäden, Klebetuben und Bindfaden. Regentropfen fallen auf buntes Papier. Der Tisch wird weiter unter das Zeltdach gerückt, alle Kinder, die sich darum drängen, rücken mit. Andere ziehen sich die Kapuzen über den Kopf und laufen zum Kistenklettern, zur Hüpfburg oder zur Bühne. Dort singt ein Kinderchor "Theo, mach mir ein Bananenbrot." Es gibt lauten Applaus aus dem Publikum. Auch viele der Mütter und Väter, die am Essenszelt für Würstchen, Lahmacun, Couscous oder Waffeln anstehen, klatschen.

Lange Schlangen haben sich beim Buchholzer Familienfest gebildet. Ponyreiten, Hüpfburg, Gesichterschminken - überall warten Kinder darauf, ihre Sammelkarten abstempeln zu lassen. "Ich glaube nicht, dass wir los kommen, bevor wir alle Stationen durchhaben" sagt Maren Flamm. Ihre Töchter Theresa, 2, und Amelie, 6, haben bereits bunt geschminkte Gesichter und streifen sich nun die Schuhe ab, um auf die Hüpfburg klettern zu dürfen. Die dicken Wolken verziehen sich langsam, sogar die Sonne scheint wieder.

Da inzwischen auch der Wind nachgelassen hat, schaukeln in einem Wasserbassin die kleinen Segelboote aus Styropor nur noch leicht auf den Wellen hin und her. Yasir hilft nach. Mit dick aufgeblasenen Wangen pustet der Vierjährige seinem Schiffchen Wind in die Segel. Manchmal ist ein kleiner Sturm eben auch ganz schön.