Seit in Meckelfeld die Straßenbrücke fertig ist, nehmen Brummi-Fahrer die Abkürzung durch Harburger Wohngebiet

Harburg. In Wilstorf und Rönneburg, an Jägerstraße und Vogteistraße, wächst der Protest der Anwohner. Seit gut 15 Jahren leben sie in einem zum reinen Wohngebiet erklärten Viertel mit verkehrsberuhigter Tempo 30-Zone. Doch seit Ende Oktober vergangenen Jahres im südlichen Verlauf der Straße, auf niedersächsischem Gebiet, eine neue Brücke über die Bahngleise eingeweiht wurde, haben Fahrer großer Lastwagen die Straßenverbindung als Abkürzung zwischen der Gemeinde Seevetal, Ortsteil Meckelfeld, und den Autobahnanschlüssen im Bezirk Harburg entdeckt.

"Das ist nicht mehr auszuhalten", sagt Rechtsanwältin Isabel Wiest, Anwohnerin der Vogteistraße, "seit die Brücke für den Verkehr freigegeben wurde, fahren hier ab morgens um fünf mehr als zehn schwere Lkw pro Stunde durch. Weder die Vogteistraße noch die Jägerstraße sind dafür ausgebaut. Einige Häuser haben wegen der Erschütterungen bereits Risse in den Wänden." Und natürlich sind im Wohngebiet morgens auch viele Kinder auf dem Weg zur Schule. Zwischen den schmalen Fahrspuren und den Gehwegen gibt es keinen Sicherheitsstreifen. Wenn sich zwei Lkw begegnen, wird es richtig eng. Große wie kleine Fußgänger haben Angst, wenn die schweren Fahrzeuge ganz dicht an ihnen vorbeifahren.

Diese durch die Brückenöffnung entstandene neue Verkehrssituation wird von den Anwohnern in keiner Weise akzeptiert. Auf Unterschriftenlisten beteiligen sich bereits mehr als 100 am Protest. Politiker aller Parteien in der Bezirksversammlung wurden informiert, ebenso die Verwaltung und die Polizei. Die öffentliche Bürgerfragestunde der Bezirksversammlung am Dienstag, 24. Mai, 17.30 Uhr, im Rathaus soll genutzt werden, um Forderungen einzubringen. Hauptforderung: Sperrung der Straße für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.

Manfred Backes, Anwohner des Meckelfelder Wegs, schließt sich der Verbotsforderung an, denn auch die Anwohner des Meckelfelder Wegs kämpfen seit vielen Jahren um eine Verkehrsberuhigung und Schulwegsicherung vor ihrer Haustür, weil der Schwerlastverkehr zwischen Meckelfeld und Harburg ein unerträgliches Maß erreicht hat und - so Backes - längst eine große Lösung hätte herbeigeführt werden müssen. Die große Lösung wäre seiner Meinung nach ein Anschluss Meckelfelds an die Autobahn 1.

Wegen der hohen Verkehrsbelastungen im Bereich von Seevetal und Harburg hatte der Harburger Baudezernent Jörg Heinrich Penner vergangenes Jahr einen Autobahnanschluss in Meckelfeld gefordert. Weil der Seevetaler Gemeinderat aber dagegen ist, milderte Penner inzwischen seine Forderung ab und sagt: "Wir haben mit der Gemeinde und dem Landkreis Harburg vereinbart, in gemeinsamen Gesprächen eine Lösung des Problems zu finden." Der Seevetaler Bürgermeister Günter Schwarz (SPD) sagt: Wir haben wegen der Verkehrssituation bereits beschlossen, die im Flächennutzungsplan für das Gewerbegebiet Rehmendamm/Brookdeich noch ausgewiesenen ungenutzten Flächen nicht mehr in Anspruch zu nehmen." Aber Schwarz bekräftigt noch einmal, dass es in der Gemeinde politisch nicht gewollt sei, einen weiteren Autobahnanschluss zu schaffen. Seevetal habe mit den Autobahnen A 7, A 1 und A 250 und zahlreichen Anschlussstellen sowie dem Rangierbahnhof Maschen ein Übermaß an Verkehrsflächen.

Zum aktuellen Problem, dass sich aus der neuen Brücke im Verlauf der Rönneburger Straße ergibt, sagt Schwarz: "Wenn die Anwohner in Harburg die Sperrung für den Lkw-Verkehr durchsetzen, dann muss sich der Verkehr eben andere Wege suchen. Wir sind natürlich auch an einer Lösung des Problems interessiert."

Stefano Panebianco, Stabsstellenleiter für Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg, sieht im Bau der Brücke und den entstandenen Auswirkungen einen Fall nicht abgestimmter Verkehrsplanung zwischen den Nachbarn Niedersachsen und Hamburg. Panebianco: "Wir müssen in der Metropolregion ganz einfach enger zusammenarbeiten und unsere Vorhaben aufeinander abstimmen. Das ist in der Vergangenheit leider zu wenig geschehen."

Die alte Brücke über die Bahn war eng mit rechtwinkligen Kurven in den Zufahrten und hatte eine Gewichtsbeschränkung von 7,5 Tonnen.