Fünf Religionen setzen auf dem igs-Gelände in Wilhelmsburg Zeichen

Wilhelmsburg. Der nördliche Teil des Parkgeländes der Internationalen Gartenschau (igs) nimmt immer mehr Gestalt an: Am Montagvormittag wurde der gemeinsame "Brunnen der Religionen" eingeweiht. Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, igs-Chef Heiner Baumgarten, Vertreter der fünf großen Glaubensgemeinschaften und Gäste aus Religionsgemeinschaften und dem Elbinselstadtteil Wilhelmsburg versammelten sich auf dem ehemaligen Friedhof - als Zeichen der Liebe warfen sie Rosenblätter in den neuen Brunnen.

Das Wasserbauwerk bildet das Zentrum von fünf individuell gestalteten Gärten, die die fünf Weltreligionen - Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum - seit 2008 gemeinsam mit der igs planen und gestalten. Der Brunnen symbolisiere "das Verbindende und Vielfältige der Kulturen und setzt ein Zeichen für Respekt und Toleranz", sagte Baumgarten.

Der Garten der Buddhisten wird "Garten der Stille heißen", die Christen nennen ihren Garten "Lebenspfad", die Hindus lassen einen "Garten des ewigen Lebens" errichten, die Muslime einen "Gesang auf das Paradies" und die Juden eine "Schöpfung der Welt".

"Die Internationale Gartenschau ist der grüne Impulsgeber für die Stadtentwicklung im Hamburger Süden", sagte Senatorin Jutta Blankau vor rund 100 geladenen Gästen im ansonsten abgezäunten Parkgelände. "Im Herzen Wilhelmsburgs gestaltet die igs einen Park für das 21. Jahrhundert, der die Zukunftsthemen Bewegung, Begegnung und Interkulturalität in spannende Attraktionen verwandeln wird."

Eine dieser Attraktionen befinde sich in der "Welt der Religionen": Ein Garten, bestehend aus fünf Einzelgärten, von fünf großen Weltreligionen gestaltet. Blankau: "Dieser Ort ist ein Symbol der Hoffnung, des Austausches und der Verständigung - und ein Beispiel dafür, was Landschaftsarchitektur für das soziale, friedliche Miteinander der Menschen leisten kann."

Bereits seit 2008 planen rund 30 Muslime, Juden, Christen, Hindus und Buddhisten gemeinsam mit der igs einen großen Garten, der in fünf Einzelgärten Ideen und Vorstellungen der fünf großen Glaubensgemeinschaften repräsentieren wird. Der Garten liegt in der "Welt der Religionen", eine der sieben Themenwelten der Gartenschau, die vom 26. April bis 13. Oktober 2013 rund 2,5 Millionen Besucher erwartet. Der über eine Tonne schwere Brunnen aus Naturstein und Edelstahl steht im nördlichen Teil des Parks zwischen Mengestraße/Georg-Wilhelm-Straße.

Für die Buddhisten kam Oliver Petersen vom Tibetischen Zentrum Hamburg in den Park; für die Christen sprachen Erzbischof Dr. Werner Thissen vom Erzbistum Hamburg und Propst Jürgen F. Bollmann von der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche; für die Hindus sprach auf Englisch Professor Dr. Ravindra Dave, ehemaliger Direktor des Unesco-Instituts in Hamburg; für die Muslime auf Deutsch Dr. Zekeriya Altug, Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) und für die Juden Andreas Wankum, Vorsitzender des Förderkreises der jüdischen Josef-Carlebach-Schule.

"Der Brunnen ist Ausdruck der harmonischen religiösen Beziehungen - Hamburg ist die Hauptstadt dieser interreligiösen Beziehungen", sagte der Buddhist Oliver Petersen. Er zitierte das bekannte Sprichwort aus der Lutherbibel: "Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu." Dieser Grundsatz wohne allen fünf Weltreligionen inne.

Hamburg zeige mit seinen Religionen auch "geistlichen Reichtum", sagte Jürgen F. Bollmann. Er zitierte aus der Bergpredigt: "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden" (Matthäus 5,6). Der Durst nach Gerechtigkeit, so Bollmann, stehe dem Durst nach Wasser nicht nach." Erzbischof Thissen sprach vom "Durst nach globaler Gerechtigkeit und Nächstenliebe" und bemühte Psalm 42: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir."

Der Hindu Ravindra Dave bezog sich auf Gandhi, der sagte, jedermann könne in Harmonie mit allen Religionen der Welt leben. Der Moslem Zekeriya Altug sagte, "die Vielfalt ist die Essenz des Fortbestandes". Der Jude Andreas Wankum sagte, "den Konflikt zwischen den Religionen gibt es nicht mehr in Wilhelmsburg - die Elbinsel ist damit ein Vorbild für ganz Hamburg".