Das Projekt “Erntezeit“ pflanzt in Fischbek auf einem halben Hektar Land Gemüse zum Selbsternten an. Möglichkeit zum Pachten

Fischbek. Auf dem Biohof Facklam in Fischbek entsteht der wohl größte private Gemüsegarten Hamburgs: Feinschmecker, Gartenliebhaber, Familien oder auch Schulklassen können auf einem insgesamt 5000 Quadratmeter großen Beet gegen einen Saisonbeitrag von 160 Euro einen Streifen Land pachten, fertig bestellt mit 25 verschiedenen Gemüsesorten. 60 Parzellen gibt es für alle, die ihr Essen selbst aus der Erde ziehen möchten.

Initiatoren sind Jule, 38, und Henry, 36, Vickery aus Schenefeld im Kreis Pinneberg. "Erntezeit" heißt das Projekt, das die beiden vor einem Jahr erfolgreich in Appen-Etz bei Pinneberg gestartet haben. Mit großem Erfolg: 120 Parzellen hat das Ehepaar dort vergeben - damit ist der Gemüsegarten ausgebucht. Prominentester Pächter ist TV-Koch Tim Mälzer. Jäten sieht man ihn auf der eigenen Gemüsescholle aber nicht, das übernehmen zwei Schülerpaten.

Viele Selbsternter kommen aus den Hamburger Stadtteilen St. Pauli, dem Schanzenviertel oder St. Georg. Deshalb gründet "Erntezeit" mit den Biobauern Silke und Thomas Facklam als Partner im Hamburger Süden eine zweite Dependance. Ein dritter, mit 40 Parzellen etwas kleinerer Gemüsegarten eröffnet auch noch in Barnstedt bei Lüneburg.

So funktioniert die "Erntezeit": Jule und Henry Vickary, ein studierter Landwirt und im Hauptberuf Controller, pflügen, eggen, säen und pflanzen. Der Pächter muss nur noch das Unkraut in Schach halten - und ernten. Im Mai und Juni sollte der Selbsternter am besten einmal die Woche Unkraut hacken, damit die Gemüseausbeute stimmt. Wer gießen muss, schöpft auf dem Facklam-Hof bestes Heidewasser aus dem Brunnen.

Jede Pachtzelle in dem Gemüsegarten ist etwa 25 Meter lang und zwei Meter breit. Die Saison beginnt am 1. Mai und endet Ende Oktober. Jule und Henry Vickary haben zuvor Bohnen, Möhren, Tomaten, Kartoffeln, Petersilie, Kürbis, Zucchini, Mais, Rucola, Schnittsalat, Kohlrabi, Porree, Rote Bete, Fenchel, Mangold, Dill, Spinat und Zuckererbsen in die Erde gebracht. Das Saatgut stammt vom Demeterverband, die Jungpflanzen von Bioland. Neben dem Standardbeet erhält der Pächter vier "Wunschreihen".

Im Selbsternte-Gemüsegarten wachsen beinahe vergesse Gemüsesorten, jenseits des genormten Supermarktangebots. Schmackhafter seien sie, schwören die "Erntezeitler". Wer zum Beispiel am "Lila Luder" knabbert, erlebe die Rübe neu. Ein von den Lebensmittelketten zu Unrecht geächtetes Gemüse sei die "Blaue Hilde", eine lilafarbene Bohne.

Eine Ausfallgarantie bei Missernten nach extremen Hitze- oder Regenperioden gibt es nicht.

Doch die Saison in Pinneberg hat gezeigt, dass die 160 Euro Pacht gut investiert sind. Der Ertrag sei doppelt so hoch wie die Gebühr, sagt Jule Vickary. Ein gutes Geschäft, wie Thomas Facklam meint: "Das ist Ökogemüse zum halben Preis."

Doch ums Geschäft geht es den Selbsterntern ohnehin nicht: Das Erlebnis, sein selbst erzeugtes Lebensmittel aus der Erde zu holen, das löst die Glückshormone aus.

Ein Ernteausflug nach Fischbek lohnt sich noch aus einem ganz anderen Grund: An den Gemüsegarten grenzt das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide an. Der Ökobauernhof Facklam hält Moorschnucken und die Respekt einflößenden schottischen Hochlandrinder. Das "Erntezeit"-Projekt passe gut auf den Hof, sagt Thomas Facklam: "Sie entspricht unserer Philosophie, den Menschen Landwirtschaft nahe bringen zu wollen. Wir wollen den Leuten zeigen wo ihre Lebensmittel herkommen."

Damit der Riesengemüsegarten in Fischbek beginnen kann, brauchen die Initiatoren noch die Hilfe eines leidenschaftlichen Schlepperfahrers: "Wir suchen noch jemanden, der uns den halben Hektar pflügt", sagt Jule Vickery. "Bitte melden!"

Wer einen Gemüsegarten auf dem Hof Facklam. Scharlbarg 15, in Hamburg-Fischbek pachten möchte, meldet sich bei "Erntezeit", Telefon 040/840 524 67, E-Mail: erntezeit@gärtnernmachtglücklich.de

"Erntezeit" lädt zu einem Info-Treffen am Sonnabend, 16. April, 15 Uhr, auf dem Hof Facklam ein.

"Erntezeit" im Internet: www.gärtnernmachtglücklich.de