Noch zieren 110 000 Tulpen die Beete. Bald steht in den Luhegärten die Knollensetzung von 3600 Dahlien an

Winsen. Tulpen - so weit das Auge reicht. An diesem Anblick kann man sich gar nicht genug satt sehen, findet Mandy Nehring. Die 32-Jährige arbeitet seit vier Jahren als Gärtnerin in den Winsener Luhegärten und investiert auch privat viel Zeit in die Pflege von Blumenbeeten und Pflanzensaat. Ihr eigener Garten sei "zugepflastert mit Besonderheiten", gesteht die Pflanzen-Expertin, die sich vor allem für Zierkirsch-Sorten begeistern kann. Kein Wunder also, dass viele Besucher und Spaziergänger in den Luhegärten ihren Rat suchen, wenn sie Fragen zur Gartengestaltung haben und die 32-Jährige zufällig bei der Arbeit entdecken. "Den ein oder anderen Tipp habe ich dann natürlich parat", sagt Nehring und schmunzelt.

Momentan ist die passionierte Gärtnerin vor allem damit beschäftigt, im Keller eingelagerte Dahlien-Knollen zu sichten, seltene Sorten zu teilen und die Stecklinge auf die Aussaat Ende Mai vorzubereiten. Insgesamt 3600 Knollen werden ausgelagert, sobald die Tulpen verblüht und der Boden für neue Pflanzungen vorbereitet ist. "Die Eisheiligen sollte man aber unbedingt abwarten, bis man die Dahlien in den Boden setzt", sagt Nehring, "denn Frost kann es auch im späten Frühling noch geben."

Pflanzen-Laien sei an dieser Stelle gesagt, dass Dahlien mit Bodenfrost auf Kriegsfuß stehen und auch in einem zu nassen Boden keine Ambitionen hegen, zu wachsen und zu gedeihen. Nach den "Eisheiligen", einem Wetterphänomen, das im "Wonnemonat Mai" noch sehr tiefe Temperaturen zulässt und Pflanzen dementsprechend Schaden zufügen kann, sind die Garten-Gefahren jedoch erst einmal gebannt, sodass sich Pflanzenfreunde voll und ganz in die Arbeit stürzen können.

Den Lohn für die mühevollen Stunden zwischen Beet und Rasen gibt es voraussichtlich im Sommer zu bestaunen. Zumindest in den Luhegärten werden die eingesetzten Dahlien dann in verschiedensten Formen und Farben blühen und den Beeten neuen Glanz verleihen.

Anders als in anderen Parkanlagen setzt die Stadt Winsen, die bei der Gartengestaltung und -pflege eng mit dem Förderverein Gartenschau Winsen e. V. zusammenarbeitet, vor allem auf eine bunte Sortenvielfalt. "Wir kupfern nicht ab, sondern formen unseren eigenen Stil", erklärt Bauhofleiter Klaus-Dieter Twesten die Philosophie der Luhegärten, die von den Besuchern der ehemaligen Landesgartenschau-Fläche durchweg positiv aufgenommen wird. Das Feedback, das Stadt und Gärtner hinsichtlich der farbenfrohen Bepflanzung bekommen, sei hervorragend, sagt Twesten - wenngleich sich die Anzahl der Beete seit der Gartenschau 2006 verringert habe.

Kritiker, die Investitionen in die Winsener Parkanlage skeptisch gegenüberstehen und sie am liebsten abschaffen würden, können der Bauleiter und seine Kollegin Mandy Nehring nicht verstehen. "Es gibt schließlich einen festen Stamm an Besuchern, und die Luhegärten sind die einzige, größere Parkanlage in Winsen, die man zudem auch noch kostenfrei nutzen kann", bemerkt Nehring. Als Signal der Kontinuität und weiterführenden Förderung darf man insofern wohl die Neueröffnung des Garten-Cafés im Bereich der "Gärtnerfantasien" verstehen. Das kleine Bistro wird von Jeannette Groth betrieben und auch beim anstehenden Tulpenfest am 30. April zahlreiche kulinarische Schmankerl wie beispielsweise die leckeren Luhe-Törtchen bereithalten. Mandy Nehring freut sich schon jetzt riesig auf die Veranstaltung. Die 110 000 Tulpen in den Winsener Luhegärten stehen zwar in keinerlei Konkurrenz zu den von der Gärtnerin favorisierten Zierkirschen. Aber ein Augenschmaus sind sie allemal.