Betreiber von “Mini Money“ am Sand fühlt sich von Markthändlern schikaniert

Harburg. Eine Schale mit Erdbeeren für 79 Cent, Kräuter im Topf für 1,49 Euro und Bananen für 49 Cent: Billiger als im Posten und Partien-Laden "Mini Money" von Litvas Meister am Sand geht es in Harburg kaum.

Seit drei Wochen bietet er außer Kommissionsware und Ein-Euro-Artikeln auch Obst und Gemüse an - seine Preise können die Marktbeschicker nicht schlagen. Die Qualität seiner Ware allerdings schon. Immer wieder liegt verschimmelte Ware in den Körben und Auslagen. Bei Testkäufen der Rundschau fanden sich angeschimmelte Tomaten für 45 Cent die Schale und Gammel-Paprika. In einer Ecke des Ladens lagen vertrocknete Petersilienwurzeln - einen Euro für drei Stück - herum. Wann der Broccoli, der zu Hunderten auf einer Auslagefläche platziert worden ist, einst frisch war, lässt sich nicht mehr feststellen, so nachgedunkelt sind die Spitzen.

Unter den Warenkörben befinden sich Kisten mit aussortiertem Obst auf dem vor Schmutz strotzenden Teppich. Fliegen schwirren umher.

Es duftet durchdringend nach vergammeltem Obst. Ladeninhaber Meister will das alles nicht wahrhaben. "Das ist Bio-Ware. Da zeigen sich halt schnell dunkle Färbungen", sagt er und greift sich eine Banane mit tiefschwarzen Flecken, ein Sticker mit dem Markennamen "Rio Grande" klebt auf der Schale. "Da steht sogar Bio drauf, kann man noch prima essen."

Gammel-Ware sei bei ihm nicht verkauft worden. "Alles ist in Ordnung", sagt er und zieht eine Packung mit Tomaten über ein Paket mit bereits angeschimmelten Exemplaren. Auf die Frage, woher er denn sein Obst und Gemüse beziehe, antwortet er vage. "Das ist so eine Verpackungsfirma."

Er sieht sich als Opfer. "Die Markthändler schikanieren mich, sind neidisch, weil ich meine Ware so günstig anbieten kann und viele Kunden bei mir einkaufen." Die Zustände in seinem Geschäft sind für ihn normal. "Das ist ein neues Konzept - auf der einen Seite biete ich Textilien an, auf der anderen Seite habe ich nun Obst und Gemüse. Das gefällt den Leuten. Die Tchibo-Leute sind mit ähnlichen tollen Geschäftsideen reich geworden", sagt der Händler.

Bei ihm würden Harburger einkaufen, die sich aufgrund des hohen Preisniveaus auf dem Wochenmarkt eben nicht täglich frisches Obst leisten könnten. Dass der Verzehr von verdorbenen Produkten gesundheitsschädlich sein könnte und Gammel-Ware auch Ungeziefer anzieht, glaubt Meister nicht. Außerdem habe er Betriebswirtschaft studiert und wisse, wie man einen Laden zu führen habe.

Die Marktbeschicker würden ihn permanent schikanieren und ihm "Lebensmittelkontrolleure auf den Hals hetzen". So dürfe er seine Lieferwagen nicht direkt vor seinem Geschäft abladen, müsse Strafe zahlen. "Davon lasse ich mich aber nicht unterkriegen." Beim Bezirksamt hat man Meisters Laden schon im Visier. Aber: "Das Gewerbe ist ordnungsgemäß angemeldet worden. Bislang haben Lebensmittelkontrolleure aus dem Verbraucherschutzamt keine Auffälligkeiten gemeldet", sagt Behördensprecherin Beatrice Göhring. Meister müsse allerdings in den kommenden Tagen mit weiteren amtlichen Besuchen rechnen.

"Mit dem Typ gibt es dauernd Ärger", sagt Obsthändlerin Ingrid Holst. Meister würde einige ihrer Kollegen anpöbeln und außerdem "B- und C-Ware zweifelhafter Herkunft" anbieten. "Das ist keine gute Qualität." Weiterhin könnten Kunden aufgrund der Präsentation nicht unterscheiden, ob das Obst von Meister nun zu den Markthändlern gehöre oder nicht. Äpfelverkäufer Dirk Feindt schüttelt nur den Kopf, als er auf "Mini Money" angesprochen wird. "Das geht gar nicht, was der da in seinem Laden veranstaltet." Und Gemüse- und Obstanbieter Henning Paru ist sich sicher: "Meister nimmt alles, was die am Großmarkt nicht mehr loswerden und verschleudert es an arme Harburger." Die Kunden sollten lieber auf dem Wochenmarkt einkaufen. "Da weiß man, wo die Ware herkommt und dass die Produkte frisch sind."