Gelegentlich kann es passieren, dass uns die Worte fehlen.

Nehmen wir diese Redensart doch mal wörtlich. Stellen wir uns für einen Augenblick vor, dass uns tatsächlich die Worte fehlen.

Was wäre zum Beispiel, wenn eine Welt-Wort-Kommission feststellen würde, dass unsere Worte durch häufigen, achtlosen Gebrauch abgegriffen und bedeutungslos geworden sind? Um die weitere weltweite Verflachung und Austauschbarkeit der Worte zu vermeiden, dürfte nur noch das Nötigste gesprochen und geschrieben werden. Auch dieser Text würde strikt wegrationalisiert werden. Worte wären plötzlich zur Mangelware geworden.

Eine internationale Behörde würde weltweit streng über die Zuteilung von Worten wachen. Jeder Mehrverbrauch hätte eine Geldstrafe zur Folge. Eine Wort-Gebrauchssteuer würde außerdem dazu beitragen, den maßlosen Gebrauch von Worten so weit wie möglich einzudämmen. Womöglich könnte man einen Teil eigener Wort-Kontingente an Leute und Institutionen verkaufen, die mehr davon brauchen. Vielleicht wäre es sogar möglich, durch Wortabtretungen reich zu werden. Einige würden wohl vor Geldgier fast sprachlos werden.

Andere würden Worte als Luxusartikel betrachten und literarische Werke für viel Geld auf dem Schwarzmarkt kaufen. Sie würden diesen Wortschatz in doppelt und dreifach gesicherten Kellern aufbewahren, ähnlich wie es manche Kunstliebhaber mit kostbaren Werken machen.

Das Ziel der Maßnahmen durch die Welt-Wort-Kommission wäre, dass Bedeutung und Aussagekraft einzelner Worte wieder erkannt werden. Wertsteigerung durch Verknappung - würde das auch bei Worten klappen?