Kultur, Zerstreuung und Schokolade im Landkreis. Festtagslethargie muss nicht sein

Wer denkt bei Ostern eigentlich noch an die Auferstehung Jesu Christi? Bei vielen geht es vielleicht eher darum, ob sie nach Nougat-Ei, Haselnusskrokant und dem halb geköpften weißen Osterhasen noch von der hauseigenen Couch aufstehen können. Doch bei all den kakaohaltigen Süßgenüssen muss Osterlethargie an den kommenden Feiertagen nicht aufkommen, denn von Gründonnerstag über Karfreitag bis hin zum Osterwochenende gibt es allerlei kulturelle Veranstaltungen, die den Geist erfrischen und auch besinnlich stimmen können.

Fangen wir doch gleich bei dem Klassiker an. Die Kulturstätten im Landkreis winken am Osterwochenende ganz klassisch mit Ostereiersuche für die Kleinen. Die Freiluftidyllstätten haben natürlich die Nase vorn und wettertechnisch eine überaus günstige Prognose: Ab 11 Uhr am Ostersonntag kann der Nachwuchs mit Flechtkörbchen auf dem 30 000 Quadratmeter großen Heidegrundstück der Kunststätte Bossard in Lüllau bei Jesteburg auf die Suche nach Osternestern gehen, die sich im Künstlergarten von Johann Michael Bossard in der Heide versteckt haben.

Damit die Energie anschließend nicht verpufft, wird mit den "Sonntagsmalern" ab elf Uhr an der Kunststätte weiteres Programm geboten und mit den "Kunstspionen", die ab 12 und dann noch einmal ab 16 Uhr über das Gelände pirschen, kann das Gesamtkunstwerk in der Heide in seinem 100-jährigen Bestehen kindgerecht entdeckt werden.

50 Kilometer weiter westlich Richtung Stade, auf dem ebenso idyllischen Schloss Agathenburg, wird der Schlosshase etwas später am Sonntag vorbeischauen und sich gut organisiert präsentieren: Pünktlich sein, rät er streng - und pro Kind spendiert er zwei Ostereier: Ab 14.30 Uhr können Familien im Schloss und Park nach leuchtend bunten Ostereiern suchen und nebenbei ein paar Blicke auf die Bilder von Maler Dirk Behrens werfen, die im ersten Stock des Schlosses gehängt sind.

Bevor Quengelei und Überdruss unter überzuckerten Kleinkindern aufkommt, startet um 15.45 Uhr bereits das Kindertheater Pina Luftikus mit dem Stück "Schäfer Raul" (im Pferdestall von Schloss Agathenburg), in dem ein Schäfer sein Leben plötzlich ändern will und in die Großstadt aufbricht. Doch auf den Fersen sind ihm seine Schafe, die gar nicht dafür sind, dass er ein feiner Herr wird. Die Eltern können derweil mit Blick auf das Elbtal und den blühenden Schlosspark auf der Terrasse einen Cappuccino im Ostercafé, flankiert von Ostertorten und Osterbäckereien einnehmen. Doch Vorsicht: Die Idylle währt 40 Minuten, dann hat Schäfer Raul nämlich ausgedient.

Für echte Kulturhasen kann das verlängerte Wochenende auch Gelegenheit bieten, in Kulturstätten einzukehren, anstatt sich mit anderen Autofahrern auf überfüllten Autobahnen zu stressen. Der Jazzclub im Stellwerk im Fernbahnhof Harburg bietet von Donnerstagabend an feine Jazzperlen feil. Avantgardistische Tonunterhaltung bringt zum Beispiel das "Art of Sound-Trio" aus Großbritannien mit (Gründonnerstag, 21. April, 20 Uhr). Ein Rezensent vom englischen Telegraph frohlockte: "Wenn es ein Jazz-Ensemble in der britischen Jazzlandschaft gibt, das einen mit technischer Brillanz zutiefst beeindruckt, dann ist es dieses hier."

Am Karfreitag wird das jazzliebende Team dann einen echten Nachwuchstipp präsentieren, der für die russisch-deutsche Jazzfreundschaft stehen könnte. Ab 21 Uhr ist am Freitagabend das jugendliche "Evgeny Ring Quartett" zu hören, das am Ende einer langen Tour im Stellwerk sein Debütalbum "Ya Tashus" präsentiert. Am Sonnabend lässt das Stellwerk dann mit dem "Katharina Maschmeyer Quartet" seinen zweiten Nachwuchstipp um 21 Uhr antreten, und alle Osterhasen sollten die Ohren spitzen: Maschmeyer, die Saxophonistin mit dem blonden Kurzhaarschnitt, ist mit ihrer Vielschichtigkeit genau das Richtige für urbane Jazzfreunde und steht für raffinierte kompositorische Arrangements.

Für manch männliches Exemplar könnte das alles zuviel Feingeistiges sein. Auch für diejenigen, die soviel Familienseligkeit zu Ostern entfliehen wollen, bietet die "Kulturwerkstatt Harburg" Orte des Eskapismus an: Sonnabend und Ostersonntag können die Nerven beim Anblick kleiner Autos beruhigt werden. Alles rund ums Auto bietet nämlich der "Automobilia-Flohmarkt": Suchen Sie noch einen Campingbus als Automodell oder den schwarzen 911er "en miniature"? Hier könnten Sie fündig werden und in Ruhe stöbern. Abgerundet wird die männerfreundliche Veranstaltung "Automobilia-Flohmarkt" durch Bücher, Poster und Kleinteile rund um das Automobil, die alle am Kanalplatz 6 zu erwerben sind (Start für Autofreunde am Sonnabend von 10 bis 16 Uhr, am Sonntag von 12 bis 18 Uhr).

Am Ostermontag darf sich dann gerne noch einmal erinnert werden, worum es Ostern eigentlich ging: Schließlich ist Ostern ein Fest religiöser Einkehr: An der Kunststätte Bossard gibt es in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde St. Martin eine besinnliche Osterandacht mit Musik. Auch hier wird anschließend wieder etwas für den Zuckerspiegel getan: Es gibt nach dem Gottesdienst die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Frühstück (Gottesdienst ab 11 Uhr, freier Eintritt). Das Freilichtmuseum Am Kiekeberg lobt unweit der Kunststätte Bossard ebenfalls am Ostermontag ein "Ostervergnügen" aus. In den historischen Gebäuden des Freilichtmuseums und in der dauerhaften Museumsausstellung sind die Zeichen - wen wundert es - komplett auf Ostern programmiert. Neben Bastelstationen gibt es ein "Ostergeheimnis", dem die Kids am Kiekeberg auf die Spur kommen sollen. Natürlich gegen Belohnung. Und wer von den Kleinen Osterschmuck mitbringt und an die Sträuße im Museum hängt, bekommt ein Dankeschön (Start am Ostermontag von 10 bis 18 Uhr).

Neben kulturellen Bonbons ist also für Osterfreunde, Naschkatzen, Unternehmungslustige und Autoliebhaber alles vorhanden für ein fröhliches und besinnliches Osterfest.

Und die Wetterprognose lässt nur noch Strahlen zu: Sonne, blauer Himmel und knapp unter 20 Grad sollen es werden. Da schmilzt schon mal die Schokolade.