Die neuen Chefs haben ehrgeizige Pläne. Snow Dome schreibt erstmals eine “schwarze Null“

Bispingen. Die markante Dachkonstruktion macht es vor: So wie die stählernen Pylonen steil nach oben aufragen, so soll es jetzt auch mit dem Snow Dome in Bispingen aufwärts gehen. Damit die Besucherzahlen künftig den Erwartungen der Investoren entsprechen, wird der Snow Dome von der reinen Skihalle zum multifunktionalen Erlebniszentrum für jung und alt umgebaut. Die ersten Erfolge sind da: Das jüngste Geschäftsjahr soll erstmals ohne Defizit abgeschlossen worden sein.

Der kreative Kopf hinter dem neuen Konzept ist ein Siegertyp: José Fernandes, der gemeinsam mit Dr. Christian Schmehl seit dem vergangenen Jahr die Geschäftsführung bildet, ist in der Snowboardszene so etwas wie eine lebende Legende: Der 46 Jahre alte "halbe Schweizer und halbe Portugiese", der in der Schweiz aufwuchs und in seiner aktiven Zeit einer der erfolgreichsten Snowboarder der Welt und einer der ersten Profis dieser Sportart war, gewann Welt- und Europameistertitel. Nach der sportlichen Karriere entwickelte er Marketingstrategien, wurde Berater für Fernsehsender und Industrieunternehmen.

Wer José Fernandes zuhört, der spürt seine Begeisterung und den Mut, Dinge zu verändern. Dass die besten Ideen nur dann zum Erfolg führen, wenn das ganze Team mitzieht, weiß er. So präsentierte er seine "Vision 2012" zuerst den Mitarbeitern im Snow Dome und erntete nicht nur Zustimmung - zu revolutionär schienen seine Ideen. Schließlich sollte der Snow Dome "ganz anders aussehen" als zuvor - und "wir wollen hier eine Gastfreundlichkeit wie in den Bergen bieten".

Doch inzwischen "haben wir viel geschafft, wir sind auf halbem Wege" - der Erfolg scheint Fernandes recht zu geben: Die Besucherzahlen der Wintermonate hätten die Erwartung erfüllt, erstmals sei in den zwölf Monaten von April 2010 bis März 2011 "die schwarze Null" erreicht worden. Fernandes ist optimistisch: "Die Wolken verschwinden". Diese hatten in den vergangenen Jahren Schatten über die Skihalle geworfen: Die Besucherzahlen waren hinter den Erwartungen zurückgeblieben, wie der damalige Geschäftsführer Matthias Schönfeld im Gespräch mit der Harburger Rundschau im Mai 2009 eingeräumt hatte.

Dafür haben die Investoren aus dem österreichischen Skiort Sölden jetzt nochmals tief in die Tasche gegriffen: Sie segneten die von José Fernandes vorgeschlagenen Neubauprojekte ab: Das Wellenreiterbecken, der Elektropark und die Skateboardanlage sind bereits fertig, gerade wird ein Eiskletterturm gebaut, ein Kinderklettergarten und ein Hoteldorf mit urigen Blockhütten sind in der Planung und sollen noch in diesem Jahr eröffnet werden.

"Europas größte stehende Welle", die "Nord Welle", soll Surfprofis und -anfängern in den Sommermonaten Wellenreiten im Binnenland ermöglichen. Die "Nord Welle" sei nach der Eröffnung im September 2010 "sehr gut angenommen" worden. Ebenfalls seit dem vergangenen Spätsommer gibt es den Elektro-Park. Hier können Besucher während der Sommersaison elektrisch angetriebene Skateboards und Elektroroller 5ausprobieren.

Acht Meter hoch soll der Eiskletterturm "Nord Wand" werden, der in der Skihalle gebaut wird und ganzjährig genutzt werden kann. "Kletteranlagen gibt es viele, aber mit Klettern auf echtem Eis bieten wir etwas Neues und schaffen eine Alleinstellung", sagt Fernandes. Ebenfalls neu entsteht demnächst ein Kinderhochseilgarten. Der Snow Dome will mit dem erweiterten Angebot Familien mit Kindern ansprechen und die Verweildauer der Besucher erhöhen. So können Eltern ihre Kinder klettern lassen und gleichzeitig selbst Ski oder Snowboard laufen, in der Gastronomie einkehren oder im Shop Skikleidung und -ausrüstung kaufen.

Um die junge Generation kümmert sich der Snow Dome auch mit dem Projekt "Yeti": Hier werden immer donnerstags und freitags Schulklassen mit dem Bus aus einer Entfernung von bis zu 200 Kilometer abgeholt und zum Snow Dome gefahren, wo gesunde Ernährung und sportliche Aktivitäten auf die Kids warten. Die Warteliste ist lang, sie umfasst derzeit 4500 Kinder aus den Schulen der näheren und weiteren Umgebung.

Neben jüngeren Gästen sind auch aktive Menschen im Alter von "50 plus" eine weitere Zielgruppe, die Fernandes für den Snow Dome gewinnen will. Für ältere Anfänger und Wiedereinsteiger werden spezielle altersgerechte Skikurse angeboten. Und das künftige Nachtleben am Freitag und Sonnabendabend soll sich an Menschen mittleren Alters richten, die sich auch "ohne Kampfsaufen" bei Musik amüsieren können.

Um die Skihalle, die auch während der Sommersaison täglich geöffnet ist, attraktiver zu gestalten, haben Fernandes und sein Team eine Slalomstrecke mit Zeitmessung eingerichtet, auf der jeder seine sportlichen Fortschritte selbst überprüfen kann. Außerdem ist die Rodelstrecke auf 300 Meter verlängert worden.

Damit Besucher künftig nicht mehr am selben Tag an- und wieder abreisen, wird auf einer neu erworbenen Fläche am Snow Dome ein Hoteldorf mit Blockhütten im kanadischen Holzfällerstil errichtet. 15 dieser Hütten werden Platz für 100 Übernachtungsgäste bieten, mit der Einweihung rechnet José Fernandes für Ende des Sommers.

Die Resultate der vergangenen Monate und die Ergebnisse von Kundenbefragungen sorgten für Zuversicht, sagt Fernandes. Die Weichen seien in die richtige Richtung gestellt, außerdem gebe es "vollen Rückhalt" von den Investoren aus Österreich. "Mit der Vision 2012 werden wir schon zu Beginn der nächsten Wintersaison fertig sein", erwartet Fernandes, doch abgeschlossen ist der Modernisierungsprozess damit nicht. "Wir wollen die Menschen faszinieren, dafür müssen wir uns permanent erneuern und uns immer wieder in Frage stellen", kündigt er an.

www.snow-dome.de