Es war ein Nachmittag, der auch für mich sehr bewegend war: Am vergangenen Freitag hatte die Freie und Hansestadt Hamburg rund 600 Hamburger in den Großen Festsaal des Rathauses eingeladen - Hamburger, die jetzt auch einen deutschen Pass haben.

Meine Tochter und ich durften meine bessere Hälfte begleiten, die seit kurzem zwei Pässe hat: einen deutschen und einen polnischen.

Die Stunde im Großen Festsaal war feierlich und ehrenvoll. Die 600 Hamburger, die jetzt (auch) einen deutschen Pass haben, bekamen das Gefühl vermittelt, dass die Stadt sich sehr freut, dass sie jetzt mit allen Rechten und Pflichten dazugehören. Dass sie ein gleichberechtigter Teil unser Multi-Kulti-Metropole und unseres Multi-Kulti-Landes sind.

Der Bürgermeister wird den Neu-Deutschen noch einen Brief schreiben. Für ihn sprach Sozialsenator Detlef Scheele. Das Motto: "Hamburg. Mein Hafen. Deutschland. Mein Zuhause." Am bewegendsten war die Rede von Umut Cantay vom Finanzamt Bergedorf. Er kam selbst mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland und hatte in einem Asylcontainer im wahrsten Sinne des Wortes erst mal fast nichts. Er beschrieb eindrucksvoll, mit wie viel Mühen es verbunden ist, ein Deutscher zu werden in der neuen Heimat. Und wie viel Kraft und Vitalität die Deutschen mit den fernen Wurzeln unserer Stadt geben.

Mit Unverständnis denke ich indes an den Sachbearbeiter in der Einbürgerungsabteilung zurück: Er bestand darauf, dass in der Einbürgerungsurkunde und somit auch im Pass meiner Frau die deutsche Bezeichnung ihrer polnischen Geburtsstadt stehe. Seine Kollegin sagte: "Wir wollen Sie so deutsch haben wie möglich!" Schön gesagt, allein, die Stadt der alten Heimat erklingt immer in der Muttersprache weiter, denn die alte Heimat bleibt immer im Herzen.