Alternativer Hufschutz aus der Heide erobert die Reitsportwelt

Putensen. Helmuth Dallmer ist auch mit seinen inzwischen 87 Jahren noch ein echter Visionär. In seiner Idealvorstellung kommen Pferde zwar nicht ohne Hufeisen aus, so aber doch ohne die Nägel, mit denen die Eisen jahrhundertelang am Huf befestigt wurden. Mit seinen patentierten "Hufschuhen" will er die Reitwelt revolutionieren.

"Ein Nagel ist ein Fremdkörper, der manchen Hufschaden verschuldet", sagt Dallmer, der schon 1974 erste Versuche mit Alternativen machte. Sein Pferd "Durban" war damals an der Hufrehe erkrankt. Die tückische Krankheit verursachte dem Pferd beim Stehen und Laufen große Schmerzen, der Hufbeschlag mit Nägeln verstärkte diese noch, so vrmutete Dallmer damals. In einer Tierklinik erhielt er den Rat, Durban einschläfern zu lassen. Tat er aber nicht. Stattdessen zog er dem Pferd die Nägel aus den Hufen, und die Schmerzen ließen schnell nach. Jedenfalls konnte Durban bald wieder auf den eigenen Beinen stehen. Ein angeklebter Hufschutz half dem Tier, wieder gesund zu werden. Dallmer erinnert sich: "Ich habe danach noch manche Jagd mit ihm geritten."

Pferdeliebhaber Dallmer will mit dem bis heute weiterentwickelten Verfahren eine "2000-jährige Tradition" brechen - dem Hufeisen, das am Pferdehuf festgenagelt wird, hat er den Kampf angesagt und der Welt stattdessen das Eisen ohne Nägel beschert. Dabei wird am Pferdehuf ein kragenähnlicher Rand aus Kunststoff angeklebt - erst daran wird dann das Eisen festgeschraubt.

Dallmer, der sich selbst als "Fabrikant, Erfinder und Reiter" bezeichnet, wird nicht müde, für sein Verfahren zu werben - mit Erfolg: Die patentierten "Hufschuhe" werden inzwischen von Putensen aus in viele Länder exportiert. Dallmer: "Wir haben Abnehmer in der ganzen Welt."

Das neue Prinzip brachte dem findigen Tüftler anfangs allerdings nicht viele Freunde. Von Hufschmieden, die am herkömmlichen Beschlag festhalten wollten, sei er angefeindet worden. Doch inzwischen haben sich die Wogen geglättet. "Heute lernt jeder Hufschmied das Kleben, das ist sogar Teil der Prüfung," sagt Andreas Hansen, der als Abteilungsleiter in Dallmers Firma in Putensen arbeitet.

Auch die Frage der Haltbarkeit und Langlebigkeit sei längst positiv beantwortet, so Andreas Hansen: 500 bis 800 Kilometer, in speziellen Fällen auch bis zu 1000 Kilometer, überstehen die Hufschuhe - dann müssen sie gewechselt werden. Gefertigt werden die Hufschuhe, die es nicht nur zum Ankleben, sondern auch zum Anschnallen gibt, in Dallmers Sanitärtechnikfirma in Arnsberg - das dortige Werk wird inzwischen seit vielen Jahren von seinem Sohn geleitet.

In einer restaurierten alten Kate in Putensen laufen die Fäden zusammen. Der Vertriebsstandort in der Nachbarschaft des Reitsportzentrums Luhmühlen ist kein Zufall: Um seine Hufschuhe populär zu machen, zog Dallmer 1977 vom Sauerland aus her, seitdem ist das Pferdeland Niedersachsen seine Heimat.

www.dallmer.de