Großer Besucherandrang bei der Nacht der Museen im Helms-Museum und im Electrum

Harburg. Vom Schwirrholz zum iPod, vom Feuerstein zum Elektro-Kamin: Bei der langen Nacht der Museen konnten Besucher des Electrums an der Harburger Schlossstraße und des Helms-Museums am Rathausplatz auf eine spannende Zeitreise gehen. Manfred Matschke und seine Kollegen waren vom Besucheransturm am Eröffnungstag des Electrums überrascht. "Wir haben gerade die Türen aufgeschlossen, schon waren 300 Gäste hier. Wir haben auf Resonanz gehofft, hätten aber nicht so viele Besucher erwartet", sagt Matschke. "Die alte Technik ist faszinierend", sagt Martin Ramacher, Umwelttechnikstudent an der HAW in Bergedorf. Er und Kommilitone Paul Studenin können sich für einen Gleichstrommotor von 1891 begeistern. "Soweit von modernen Geräten ist das Ding hier nicht entfernt. Sie sind halt heutzutage viel kleiner", sagt er und diskutiert mit seinen Studienkollegen weitere Details.

Gabriele Geite und Heike Schönwandt sind nicht so große Technikfans. "Wir schauen mal, was wir aus unserer Kindheit noch kennen", sagt Gabriele Geite und steuert auf ein knallorangefarbenes Radio aus den 1970er-Jahren zu. Andere stehen überrascht vor dem Regal mit alten so genannten Volksempfänger-Radios aus den 1940er-Jahren, andere bewundern Grammophone mit riesigen Trichtern und das Orchestrion von 1870, die Großmutter der Musicboxen. Immer wieder muss die große Spieluhr in der Holztruhe aufgezogen werden.

Fünf Ehrenamtler betreuen das Museum. Das Eintrittsgeld wird in einen kleinen Metallkasten gelegt. Manfred Matschke startet die erste Führung. Er berichtet von Thomas Edison, der am 18. Juli 1877 den Phonographen erfand. "Er war der erste Mensch, der eine Aufnahme seiner eigenen Stimme hörte. Am 19. Februar 1878 erhielt er für den Phonographen das Patent", sagt Matschke.

Wie es dem ersten Menschen erging, dem es gelang, aus einem Feuerstein Flammen zu schlagen, erklärt Harm Paulsen einigen Besuchern des Helms-Museums. Nur einige Schritte vom Electrum entfernt, gelangten die Museumsfans vom Industriezeitalter in die Steinzeit. Das Team des Museums hatte viele Info- und Mitmachstationen für die Gäste organisiert. So zielte der zehn Jahre alte Ole zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Bogen auf ein Ziel. Gar nicht so einfach. "Den Oberkörper auf die Zielscheibe ausrichten und den Arm durchstrecken", rät Kay Laube von der Hamburger Bogenschützengilde. Oles Pfeil trifft. Der Zehnjährige ist stolz. In der großen Frühzeit-Ausstellung im Helms-Museum steuert Leo, 8, mit seiner Mutter Daniela Löschenkohl auf den großen Urzeit-Hirsch zu. "Wir kommen aus Schnelsen und nutzen die Nacht der Museen, um uns diese archäologische Ausstellung anzuschauen." Leo gefällt es. "Es ist toll hier, man erfährt viel über die Steinzeit und das Leben der Menschen", sagt er.

Im ersten Stock schnitzt Nicola Fayat mit seinem Sohn Jan-Philipp, 10, aus Speckstein Formen für Schlüsselanhänger, die aus Zinn gegossen werden. Der Neugrabener genießt es, "etwas Schönes mit meinem Sohn zu unternehmen. Hier wird viel für Familien geboten", sagt er. Jan-Philipp ist so fasziniert, "dass wir hier wohl bis 2 Uhr nachts sitzen", sagt Nicola Fayat.

Sven Driever aus Ahrensburg ist ebenfalls begeistert von den Kreativ-Stationen, "dort kann man Geschichte hautnah nachvollziehen". Er und seine Tochter Luisa, 14, versuchen, mit einer Gänsefeder ihre Namen zu schreiben.

Museumsmitarbeiterin Claudia Pingel will mit den Besuchern Brötchen backen. Dazu sollen die Teilnehmer, wie der elf Jahre alte Daniel Knefel, erst das Mehl mahlen. Mit einem Stein muss er Körner zerdrücken. "Boah, ist das anstrengend", sagt er. "Man muss eine ganze Menge Körner auf diese Weise zerquetschen, damit es überhaupt für ein Brötchen reicht", erklärt ihm Claudia Pingel. Daniel ist beeindruckt. "Die hatten damals in der Steinzeit ein schweres Leben", sagt er.

Doch manchmal hatten die Menschen auch Zeit, sich zu amüsieren - mit Musik. Die Instrumente, Schwirrhölzer, müssen allerdings bevor die Party losgeht, geschnitzt werden. Draußen, vor dem Helms-Museum, wo inzwischen Würstchen auf dem Grill brutzeln und steinzeitlicher Eintopf mit Möhren und Bohnen vor sich hin köchelt, zeigt Holger Junker vom Helms Museum, wie Schwirrhölzer hergestellt werden. Kleine Holzscheiben werden auf einem Stein weich geschmirgelt und dann mit einer langen Schnur umwickelt. Dann steht Junker auf und wirbelt die Schnur mit dem Holz um sich herum. Ein hoher, sirrender, erstaunlich lauter Ton entsteht.