Archäologische Ausgrabung einer alten Ansiedlung bei Klecken soll Ende April beginnen und Licht ins Dunkel bringen

Klecken. Archäologen sind auf einem Acker bei Klecken einer 1700 bis 1800 Jahre alten Siedlung auf der Spur. Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt hofft, Gebäudegrundrisse zu entdecken und später Häuser aus der Eisenzeit nachkonstruieren zu können. So könnten die Wissenschaftler mehr über das Leben der Menschen um 300 nach Christus herausfinden.

Acht Männer und Frauen haben jetzt die archäologische Ausgrabung vorbereitet, die voraussichtlich Ende April beginnen wird. Dr. Britta Ramminger von der Universität Hamburg und drei ihrer Studenten erkunden mit einem Messgerät, dem sogenannten Fluxgate Gradiometer, das Erdmagnetfeld des vermuteten Siedlungsgebietes. Die dabei gewonnenen Daten wandeln die Wissenschaftler am Computer in einen Graustufenplan um. Die Archäologen interessieren sich für die Anomalien im Graubild - besonders dunkle oder helle Flecken. "Wir können daran frühere Feuerstellen erkennen", sagt Britta Ramminger, "oder Pfostenstellungen von prähistorischen Häusern."

Ein technisches Hilfsmittel bringt auch das Helms-Museum auf dem Acker zum Einsatz: Stefan Peter, ein freiwilliger Helfer der Arbeitsgemeinschaft Praktische Archäologie, hat reichlich Erfahrung bei der Suche mit dem Metalldetektor. Als das Gerät zum ersten Mal anschlägt, holt er mit der Schaufel ein abgebrochenes Stück einer Pflugschar aus der Erde - moderner Schrott, er stammt von dem Bauern, dem das Grundstück gehört.

Dass Menschen sich vor mindestens 1700 Jahren an der heutigen Grabungsstelle angesiedelt hatten, wissen die Archäologen sicher. Erste Hinweise wurden in den 1960er-Jahren beim Bau einer Erdgas-Pipeline gefunden. Sie wurden damals aber noch nicht archäologisch untersucht. Als dort 2003 die Ethylenleitung der Dow Chemical von Stade nach Teutschenthal gelegt wurde, kamen die Siedlungsreste ans Licht: Grundrisse von kleinen Gebäuden mit Kalkbrennöfen. Scherben, die typischen Zivilisationsüberreste, gab es an dieser Stelle reichlich.

Ein Bauvorhaben treibt die Archäologen auch in diesem Jahr an: Dort, wo die Überreste der eisenzeitlichen Siedlung liegen, will der Grundeigentümer eine Biogasanlage bauen. Mit der Frühjahrsgrabung wird das Helms-Museum das prähistorische Erbe sichern.

Wer waren die Menschen, die um 300 bei Klecken gelebt haben? Ackerbauern, die Roggen und Weizen anbauten. Und offenbar ein Schmied. Funde von Eisenschlacke und schwarze Holzkohle, mit der offensichtlich ein Ofen befeiert wurde, sind Hinweise darauf. "Ein Schmied vor Ort, das war zu der damaligen Zeit in der Nordheide schon etwas Besonderes", sagt Jochen Brandt.

Noch wissen die Archäologen nicht, wie groß diese Siedlungsgemeinschaft überhaupt war. Sie könnte ein Gehöft gewesen sein, ein Weiler, vielleicht sogar ein Dorf. Eine Antwort könnte ein Bauvorhaben in der Zukunft bringen. Geplant ist, dass auch noch die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL) entlang des Feldes bei Klecken verlaufen soll. "Wir hätten hier erstmals die Chance", sagt Jochen Brandt, "großflächige Hausgrundrisse einer eisenzeitlichen Siedlung zu erforschen."