Im Vorraum der Bank-Filiale summen die Kontoauszugs-Drucker. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Kleine Alltags-Geschichten ohne und mit Happy End werden dort auf rechteckigen Blättern gedruckt, spannende Fortsetzungen rund ums Soll und Haben.

Dem aufmerksamen Beobachter offenbart sich in diesem Vorraum ein kleines Welttheater des Geldes. Er entdeckt es in kurzen unterschiedlichen Reaktionen der Kunden, wenn sie ihren Kontoauszug studieren. Ein zurückhaltendes zufriedenes Kopfnicken zeigt zum Beispiel, dass nichts Unerwartetes ausgedruckt wurde. Ein Erstaunen, das sich zum enttäuschten Gesichtsausdruck verwandelt, lässt erkennen, dass Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Ein Mann mittleren Alters greift den kleinen Stapel und stopft ihn ohne einen Blick darauf zu werfen in die Hosentasche. Dann schlendert er mit gleichgültiger Miene davon. Ein Lebenskünstler, ein souveräner Geist, den Geld nicht interessiert, weil er genug davon besitzt oder weil er weiß, dass er zu wenig davon hat?

Ein älterer Mann, vermutlich Rentner, stellt sich mit seinen Kontoauszügen abseits ans Fenster. Er befeuchtet Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand mit der Zunge und blättert konzentriert langsam ein Blatt nach dem anderen um.

Was für geheimnisvolle Transaktionen verbergen sich auf den Auszügen, die so gewissenhaft mit professioneller Gestik überprüft werden? Da muss es doch um mehr gehen, als um das Kostgeld für den laufenden Monat oder das Taschengeld für den Enkel. Ist er ein Mafia-Boss als unauffälliger Biedermann-Opa getarnt? Kleine Geschichten und Fantastereien rund ums Soll und Haben in anregender Umgebung.