“Ich führe gerne Selbstgespräche. Man sollte stets mit der klügsten Person im Raum reden“, sagt meine Tante Tusnelda oft. Ich fand das immer lustig.

Tante Tussi ist nicht mehr die Jüngste, und Selbstgespräche gehören zu den Privilegien des Alters. Aber seit ich mich selbst dabei ertappt habe, mache ich mir Sorgen.

Es begann alles ganz harmlos. Ich richtete das Wort an eine unserer Katzen. Mit Haustieren zu sprechen, gilt ja nicht als Selbstgespräch. Aber es kann der Beginn eines schleichenden Prozesses sein. Am Anfang führt man noch einen echten Dialog, Frage: "Na, hast du Hunger?" Antwort: ein bejahendes "Miau!" Dann kommen die rhetorischen Fragen: "Na, du hast wohl Hunger, oder?" (zwei Stunden nach der üblichen Fütterungszeit).

Es folgt das erste Selbstgespräch, noch im Deckmantel einer Frage: "Hmmm, habe ich dich jetzt schon gefüttert oder nicht? Wenn ich das nur wüsste..." (Katze guckt ratlos, wartet ab). Nach dieser Phase ist es nicht mehr weit bis zum klinischen Zustand: "Hmmmm, ich muss unbedingt daran denken, Katzenfutter zu kaufen, wenn ich in der Drogerie bin. Da fällt mir ein, Spüli brauchen wir auch noch, und... (etc., pp)" (Katze ist gar nicht anwesend).

Das alles wäre zu verstehen, wenn ich alleine leben würde. Oder einem einsamen Beruf nachginge. Aber ich rede täglich mit vielen Menschen, warum auch mit mir selbst? Vielleicht ist die Erklärung so einfach, wie der österreichische Kabarettist Helmut Qualtinger sagte: "Selbstgespräche geben einem die Chance, auf jeden Fall Recht zu behalten."