Die Rettungshundestaffel des Bundesverbands Rettungshunde übt an der Georg-Heyken-Straße für den Ernstfall. Zuletzt in Haiti eingesetzt

Harburg. Mutig setzt "Manni" Pfote um Pfote auf die wackligen Steine. Gemeinsam mit seiner Hundeführerin klettert der kaum zwei Jahre alte Border-Collie-Rüde zum ersten Mal auf einen Trümmerkegel. Manuela Peters hat ihren Hund im Blick, vor allem aber achtet sie darauf, dass Manni nicht in eine gefährliche Situation gerät. Später wird er noch einmal alleine nach oben geschickt. Mit schlafwandlerischer Sicherheit findet er das dort "liegende Opfer" und bellt, wie er es gelernt hat. Bravo! Für diese Leistung gibt es ein großes Lob und eine Handvoll Leckerli.

"Die jungen Hunde lernen hier, dass, egal wo der Mensch sie hinschickt, dort immer jemand ist, der eine Belohnung bereit hält - auch wenn der Weg dorthin etwas anders ist als gewohnt", erklärt Ausbildungsleiterin Dagmar Jahn. Diesmal war das Opfer sichtbar, irgendwann später in seiner rund drei Jahre dauernden Ausbildung wird der Border-Collie auch versteckte Menschen suchen müssen. Dann wird es darauf ankommen, dass er seine Nase einsetzt und dem menschlichen Geruch so nahe wie möglich kommt.

"Manni" ist einer von 15 Hunden der BRH-Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg, die an diesem Sonntag auf dem ehemaligen Gelände der Philips Semiconduktors an der Georg-Heyken-Straße trainieren. Das Abbruchunternehmen Wilko Wagner hat der Staffel den Zugang ermöglicht - ein Glücksfall: "Wir sind immer auf der Suche nach Übungsgelände", erklärt Holger Grinnus, Erster Vorsitzender der Rettungshundestaffel. "Ein Abbruchgelände hat nämlich große Ähnlichkeit mit dem Erscheinungsbild der Trümmer nach einer Explosion."

Die Rettungshundestaffel, die allein im vergangenen Jahr rund 30-mal im gesamten Raum Hamburg und dem Landkreis Harburg im Einsatz war, verfügt in der Hauptsache über elf geprüfte Flächensuchhunde, 20 weitere befinden sich in der Ausbildung. Diese Hunde suchen in weitläufigem, oft schwer zugänglichem Gelände nach vermissten lebenden Personen. Ein einzelner Hund durchsucht dank seiner hervorragenden Nase spielend ein Gelände von 20 000 Quadratmetern und ersetzt damit 50 suchende Menschen.

Im Norddeutschen Flachland ist Flächensuche die häufigste Variante, es kann aber auch - zum Beispiel nach Gasexplosionen - durchaus auch mal zu einem Einsatz in Trümmern kommen. Mit "Bootsmann" und "Jenna" hat die Staffel bisher zwei zusätzlich in den Trümmern geprüfte Hunde. Sehr sicher suchen diese beiden sich ihren Weg zu den versteckten Opfern. Sie haben nicht nur ihre "Nasen an" und konzentrieren sich auf die sicherste Route, sie lassen sich auch von ihren Hundeführern dirigieren.

"Der Mensch muss den Trümmerkegel und den Hund ständig beobachten. Wenn sich eine Gefahr ergibt, muss der Hundeführer den Hund stoppen und zurückholen können", so Dagmar Jahn. Gehorsamkeit ist in diesem Fall also überlebenswichtig. Bei Erdbeben, wie gerade in Japan, sind Hunde oft die letzte Chance, Verschüttete zu finden. Doch nicht jedes geprüfte Rettungshunde-Team wird gleich ins Ausland geschickt. Der Bundesverband Rettungshunde (BRH), dem die Staffel angehört, verfügt über einen 60-köpfigen Auslandskader, deren Mitglieder zuletzt beim Erdbeben in Haiti eingesetzt wurden. Wer in diesen Kader will, muss zahlreiche Prüfungen bestehen und laufend an Fortbildungen teilnehmen - nicht nur ein erheblicher zeitlicher Aufwand für die ehrenamtlichen Mitglieder.

Noch ist niemand aus der Hamburger Staffel in diesem Kader, aber wer weiß: Wenn nach diesem lehrreichen Training der Staub wieder aus Fell und Uniform gewaschen ist, entscheidet sich vielleicht doch jemand dazu, diesen "steinigen" Weg einzuschlagen.

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