An der Katholischen Schule Neugraben gab es Zoff unter Schülerinnen - jetzt läuft ein Ermittlungsverfahren.

Neugraben. Die Katholische Schule Neugraben steht derzeit im Mittelpunkt eines polizeilichen Ermittlungsverfahrens. Susanne M. und ihre 13 Jahre alte Tochter, die Siebtklässlerin Lisa (Namen von der Redaktion geändert!), haben Anzeige erstattet. Kern der Anzeige ist nach Informationen des Hamburger Abendblattes eine Drohung, die eine Achtklässlerin der Katholischen Schule auf dem Schulhof zu Lisas Mutter gesagt haben soll: "Wenn ihre Tochter am Boden liegt, schlagen wir sie tot."

Der Cop4U der Wache 47, Oberkommissar Bernd Meyburg, 49, ist von der Kriminalpolizei mit den Ermittlungen im Fall Lisa M. betraut worden. "Es läuft ein Ermittlungsverfahren", sagte er gegenüber dem Hamburger Abendblatt.

Lisas Eltern haben sofort reagiert und ihr Kind einen Tag nach dem angeblichen Vorfall in der ersten Schulpause nach den "Frühjahrsferien" bei einer anderen Schule angemeldet. Die Schulleiterin der Katholischen Schule Neugraben, Christa Herrero, 63, hat ihre eigene Meinung zu den Vorwürfen: "Dieser Satz ist definitiv nicht gefallen. Außerdem lag Lisa nicht am Boden." Zwei Siebtklässlerinnen, die bei dem Vorfall auf dem Schulhof dabei gewesen seien, hätten zwei Lehrerinnen der Schule gesagt, es habe Beleidigungen gegeben. So sei Lisa "du Schlampe, du bitch und so" genannt worden. "Bitch" bedeutet auf Deutsch Hündin oder Schlampe.

Vergangenen Dienstagvormittag war Oberkommissar Bernd Meyburg in der Stadtteilschule (500 Dritt- bis Zehntklässler am Standort Cuxhavener Straße 379) und sprach mit Schulleiterin Christa Herrero und vier Achtklässlerinnen, die mit Lisa im Clinch lagen, im Zimmer der Schulleiterin. "Ihr sollt gesagt haben, ihr würdet sie totschlagen", konfrontierte der Cop4U das Kleeblatt mit der Aussage. Die Mädchen (zwei russisch-, eines polnisch- und eines türkischstämmig) sagten: "Das haben wir nicht gesagt."

Nach Informationen des Hamburger Abendblattes hatten die vier Achtklässlerinnen und Lisa Konflikte wegen eines Jungen von einer anderen Schule. Die Beziehung zwischen dem Jungen und einer Achtklässlerin war zu Ende gegangen. Daraufhin hatte er Interesse an Lisa gezeigt. "Der ganze Kram ist eskaliert", sagt Lisas Vater Thorsten M. (Name von der Redaktion geändert), "aus einer Mücke ist ein Elefant geworden."

"Der Junge war nur der Anlass des Konflikts, es ging auch um die Beziehung zwischen den Schülerinnen", sagt Schulleiterin Christa Herrero. "Diese Mädchen sind ja keine schlechten Kinder, aber sie benutzen in Auseinandersetzungen heftige Beleidigungen, die sie möglicherweise aus entsprechenden Fernsehshows aufgreifen. Die Schule kümmert sich schon um die Nöte der Schüler. Wir haben bei uns ein Klima gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Unterstützung. Wir erziehen unsere Schüler nach dem christlichen Menschenbild. Natürlich gibt es auch bei uns Streitereien - wie überall, wo viele Menschen zusammen sind. Aber die Lehrerschaft setzt alles daran, die Konflikte zu lösen, Schülern Ängste zu nehmen, Selbstvertrauen und Empathie zu fördern und die Schüler zu selbstbewussten und sozial kompetenten Menschen zu erziehen."

Christa Herrero, sie leitet die Schule seit 1989, hat am vergangenen Donnerstag nach Absprache mit dem Katholischen Schulamt einen Brief an die Elternschaft der ihrer Schule geschrieben. Darin heißt es: "Es gab einen Streit zwischen den betroffenen Mädchen, der in den Ferien begonnen hatte und am ersten Schultag in der Pause fortgesetzt wurde. Dieser Streit wurde nur mit Worten ausgetragen. Es gab keine körperlichen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf jemand zu Boden hätte fallen können. Es gibt keine Gangs an unserer Schule. Gangs sind feste Gruppen mit kriminellen Strukturen und kriminellen Zielen. Wir haben uns immer bemüht, unseren Schülern und Schülerinnen zu helfen, sie zu unterstützen und gemeinsam mit Ihnen, den Eltern, für eine positive Entwicklung und eine schöne Schulzeit zu sorgen. Das werden wir auch weiterhin tun."

Wer auf dem Schulhof mit Siebtklässlern spricht, der hört denn auch Folgendes: "Wir haben bei uns keine Gangs, das ist doch totaler Blödsinn." Zehntklässler beschreiben ihre Lehrer als "kompetent und hilfsbereit" und versichern, dass sich "die älteren Schüler um die kleineren Schüler kümmern". Sie wünschen Lisa M. auf ihrer neuen Schule "alles Gute".

Der Neugrabener Cop4U Bernd Meyburg sagt, die vier Süderelbe-Cops beschäftigten sich jährlich "mit 300 Sachverhalten an den 20 Schulen im Süderelberaum", davon sind zehn Grundschulen mit weniger Fällen. "Die Katholische Schule Neugraben ist nicht auffällig in diesem Bereich. Das Klima zwischen Schülern und Lehrern ist gut. Wenn es zu Straffälligkeiten kommt, werden die Cop4Us sofort eingeschaltet." Die Schülerschaft der Katholischen Schule Neugraben kommt aus einem Gebiet, das von Hausbruch und Neuwiedenthal über Neugraben, Fischbek und Neu Wulmstorf bis nach Cranz reicht.

"Die Schülerschaft dieser Schule entstammt ganz verschiedenen Schichten. Wir haben im Einzugsbereich der Schule leider teilweise immer noch soziale Brennpunkte. Die Arbeitslosigkeit ist dort höher als in anderen Stadtteilen", sagt der Elternratsvorsitzende Thomas Neumann, 50. Das Klima an der Schule bezeichnet er als "sehr gut - Streitigkeiten und Probleme werden sofort von den Lehrern aufgenommen und bearbeitet. Leider sind manche Schüler an der Katholischen Schule Neugraben respektlos gegenüber den Lehrern. Die Ursache dafür sehe ich in den Elternhäusern".

Eine Achtklässlerin hatte die verbale Auseinandersetzung zwischen Lisa M. und den anderen Schülern per Handy aufgenommen und auf die bei Schülern sehr beliebte Internetplattform YouTube gestellt - allerdings kurze Zeit später wieder gelöscht. Auf dem etwa zehnminütigen Film soll eine etwa 20-köpfige Schülertraube zu sehen gewesen sein. Der Konflikt zwischen Lisa und den Achtklässlerinnen soll sich noch bis zehn Minuten in die Unterrichtsstunde hinein zugetragen haben. Die beiden Aufsicht führenden Lehrer, die in der ersten Pause nach den Hamburger "Frühjahrsferien" in orangefarbenen Warnwesten Dienst hatten, waren auf dem Film nicht zu sehen.

An der Katholischen Schule Neugraben arbeitet eine vollzeitbeschäftigte Kindertherapeutin im Rahmen des Projektes "Insel" mit rund 20 verhaltensauffälligen Schülern. Die Schüler bekommen einmal in der Woche einen festen Einzeltermin, die Therapeutin arbeitet verhaltens- und bewegungstherapeutisch. Die Therapeutin betreut auch ein "Trainingsraum-Projekt", wo Schüler nach Störungen im Unterricht anhand eines Reflexionsbogens über ihr Verhalten nachdenken können.