Im Mai will der Schulausschuss des Kreistages seine Empfehlung abgeben. Nach wie vor Kritik aus der Opposition

Hittfeld. Trotz aller Kritik aus der Opposition im Kreistag des Landkreises Harburg, CDU und FDP wollen das Modell Oberschule durchziehen. In der Kreistagssitzung in der Burg Seevetal in Hittfeld sollte das weitere Vorgehen festgelegt werden, damit die ersten Oberschulen im Landkreis Harburg noch in diesem Jahr ihren Schulbetrieb aufnehmen können (die Harburger Rundschau berichtete mehrfach).

Dr. Dieter Bender, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, fand klare Worte: "Die Oberschule ist für uns eine schulpolitische Katastrophe. Hier soll ein System aus den 50er-Jahren einfach dadurch installiert werden, in dem Haupt- und Realschulen einfach zusammengelegt werden. Diese Schule ist reiner Etikettenschwindel, und die Elternbefragung eine Farce."

Nur aus Angst heraus, den eigenen Schulstandort zu verlieren, hätten die Gemeinden ihre Anträge auf Einrichtung einer Oberschule, von der man noch nicht einmal wisse, wie genau sie funktionieren solle, gestellt. Da werde Eltern ein Fragebogen vorgelegt, dessen Erklärungen auf dem Infoblatt vor Amtsdeutsch nur so strotze, was kaum ein normaler Mensch verstehen könne. Andererseits sei das Interesse der Eltern in Integrierten Gesamtschulen ungebrochen. Die Menschen im Landkreis würden für dumm verkauft und die CDU rudere in Sachen Gesamtschule einfach zurück, so das SPD-Fraktionsmitglied.

Unterstützt wurde Bender von Dr. Monika Dicke, Mitlied der Fraktion der Grünen und des Kreisschulausschusses. "Die Oberschule ist nur eine Unterschule. Der Begriff suggeriert einen höheren Bildungsweg mit höherem Abschluss. Und das perfide an diesem aus dem Hut gezauberten Schulkonzept ist, dass eine Oberschule dann eine gymnasiale Oberstufe einrichten kann, wenn die Oberstufe einer nahe gelegenen IGS geschlossen wird. Nicht die Eltern oder Schüler brauchen die Oberschule, einzig das Kultusministerium in Hannover braucht diese Schule", so Dicke. Ihre Fraktion halte nach wie vor kleinere Gesamtschulen für sinnvoller, weil die tatsächlich ein besseres Bildungsangebot für alle Schüler böten.

CDU und FDP setzten sich mit ihrem Antrag, eine kreisweite Elternbefragung durchzuführen und das Ergebnis im Schulausschuss im Mai vorzustellen. In dem Antrag fordern die Mehrheitsfraktionen die Kreisverwaltung auf, zu prüfen, welche Auswirkungen die bisher bereits beantragten Oberschulen auf die Schulinfrastruktur im Kreis hätten und wie hoch der Investitionsbedarf für "bedarfsgerechte Schulbaumaßnahmen" sei. Geprüft werden soll unter anderem auch die Frage der zusätzlichen Schülertransporte. Eine endgültige Entscheidung über die Anträge der Gemeinden zur Oberschule könne erst, so CDU-Fraktionschef Dr. Hans-Heinrich Aldag, wenn die Ergebnisse der Befragung vorlägen. Aldag verteidigte die neue Schulform des Landes Niedersachsen. Aldag: "Wir halten dieses neue Modell für eine ausgezeichnete Ergänzung zu unserer vorhandenen Schulstruktur."