Neulich hörte ich eine CD mit alten Schlagern der Comedian Harmonists. Als ich sie pfeifen hörte, überlegte ich, wann ich das letzte Mal jemanden pfeifen gehört hatte, außer Schiedsrichter natürlich. Nein, ich meine richtig ein Lied pfeifen. Ich versuchte es gleich selbst, aber es geht nicht mehr. Ich habe es zu lange nicht mehr geübt.

Früher hörte man öfter Menschen pfeifen. Meist waren es Männer. Frauen taten es nicht, wenigstens nicht in der Öffentlichkeit. Es gehörte sich nicht. Frauen durften anscheinend nur singen. Gut, Ilse Werner war da eine Ausnahme.

Mein Vater pfiff früher häufig. Man hörte ihn schon von weitem heimkommen. Auch meine Schwester konnte es als Kind recht gut. Und ich ahmte natürlich die beiden nach. Damals gab es wahre Künstler darin. Inzwischen ist es wahrscheinlich schon Jahrzehnte her, dass jemand in meiner Umgebung fröhlich gepfiffen hat.

Deshalb sprach ich gleich mit meinen Kindern darüber. Mein Sohn meinte, pfeifen sei eben unmodern. Natürlich könnte es jeder, es wäre doch viel einfacher als singen. Da bin ich aber anderer Meinung. Und wenn es so leicht ist, warum tut es dann niemand? Wirklich nur, weil es unmodern ist?

Auch mein Sohn hat es mir noch nie vorgeführt. Nicht einmal, als wir jetzt darüber sprachen, so dass ich einige Zweifel hege. Normalerweise konsumieren meine Kinder, genauso wie mein Mann, Musik nur, statt selbst welche zu machen. Ich habe auf jeden Fall schon seit Ewigkeiten niemanden mehr pfeifen gehört. Dabei ist es doch eigentlich ein Zeichen von Freiheit und Fröhlichkeit. Schade, dass es heute niemand mehr tut.