Jetzt hat es auch mich erwischt. Die Zeit, in der ich jung war, ist offiziell vorbei. Seit einigen Tagen bin ich 40 Jahre alt. Die spöttischen Bemerkungen ließen nicht lange auf sich warten. "Und, wie fühlt man sich so mit 40?", fragte mich mein junger Kollege noch auf meiner Geburtstagsparty. Vielleicht war es nur Einbildung, aber mir schien es, als ob ein schadenfrohes Glitzern in seinen Augen war. "Ich weiß nicht. Ich bin noch zu traumatisiert", entgegnete ich ausweichend. Tatsächlich fühlte ich mich wie benommen, irgendwie taub.

Ersteres lag bestimmt am Alkohol. Die Taubheit dagegen ist ganz sicher eine Alterserscheinung. Vor allem, wenn sie die ganz hohen Töne betrifft.

Noch in derselben Nacht passierte etwas Furchtbares. Als ich mein Glas zum Mund hob, spürte ich plötzlich einen Stich im Ellenbogen, ganz ohne Grund. "Das ist es", dachte ich schockiert. "Das erste Zipperlein".

Am nächsten Morgen dann das böse Erwachen. Alkohol vertrage ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr so gut wie früher.

Aber der Katzenjammer hatte auch eine seelische Komponente: Eine vage Traurigkeit, das Gefühl, alles schon erlebt zu haben. "Altersdepressionen", dachte ich betroffen. Der Blick in den Spiegel vertiefte dieses Gefühl dann noch.

Ich beschloss, zum Arzt zu gehen, um einen Termin für die nun nötigen Vorsorgeuntersuchungen zu vereinbaren. Als ich aus der Haustür trat, rempelte ich aus Versehen eine Rentnerin an. "Junge Frau, passen Sie doch auf!", schimpfte sie. Ich aber lächelte und sagte: "Danke!"