Deutsches Rotes Kreuz sammelt im Phoenix-Center für die Erdbebenopfer in Japan

Harburg/ Tokio. Im Norden Japans hat erneut die Erde gebebt, die Strahlenbelastung rund um Reaktor 2 in Fukushima ist so hoch wie nie und nach Angaben der japanischen Polizei zufolge sind 9408 Menschen tot, 14 716 Personen werden vermisst. Fast 320 000 Menschen sind in Notunterkünften untergebracht: Die Schreckensmeldungen über den Tsunami und die Atomreaktorunglücke reißen nicht ab. Auch der DRK-Kreisverband Harburg ruft zum Spenden auf. "Das Geld kommt dem japanischen Roten Kreuz (JRK) zugute, ist unter anderem für Hilfsprojekte und Wiederaufbauvorhaben geplant", sagt Tatjana Schütz, Sprecherin des DRK Harburg. Noch bis Sonntag sammelt DRK-Helferin Dagmar Loja-Haenel Geld im Phoenix-Center. Nach und nach füllen sich die knallroten Spendendosen, die die Form eines roten Kreuzes haben. Deutschlandweit hat das DRK schon 4,5 Millionen Euro die Kollegen in Japan eingeworben. "Viele Harburger sind schockiert über die Horromeldungen. Einige haben das Reaktorunglück von Tschernobyl, das vor 25 Jahren passiert ist, nicht vergessen", sagt sie. Sie fragt sich, mit welchen Problemen die Helfer in Japan wohl konfrontiert werden.

Francis Markus, Sprecher des IFRC, ( International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies), der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, ist in Tokio und unterstützt seine japanischen Kollegen. "Am schlimmsten betroffen sind drei Präfekturen im Nordosten des Landes auf einer Länge von 600 Kilometern", berichtet er der Harburger Rundschau.

Das JRK hat derzeit 134 Notfallteams mit mehr als 800 Mitarbeitern im Einsatz. 59 Teams davon arbeiten direkt im Katastrophengebiet. Allein in der besonders verwüsteten Hafenstadt Sendai wurden 200 Notunterkünfte errichtet. Dort erhalten die Flüchtlinge Schlafplätze, Verpflegung und medizinische Hilfe. Das JRK hält in Nagasaki außerdem ein medizinisches Team zur Versorgung von Strahlenopfern in Bereitschaft. "Eigentlich sind die Japaner an die ständige Gefahr durch Erdbeben gewöhnt", sagt Markus. Japan gehöre weltweit zu den bestausgestatteten Ländern im Katastrophenschutz. Bei der dichten Bebauung des Landes und den Millionenstädten mit ihren Hochhäusern haben Vorsorgemaßnahmen und die funktionierenden Notfallpläne vielen Menschen bisher das Leben gerettet. "Aber diese Katastrophe sorgt für unglaublichen Schrecken", sagt er.

Im Mittelpunkt stehe nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Betreuung der schwer traumatisierten Menschen, die sich aus der Erdbeben-Tsunami-Zone und den verstrahlten Gebieten in die Notunterkünfte gerettet haben. "Vor Ort sind auch Sozialarbeiter. Und das ist auch nötig. Sie hören den Leuten zu, wenn sie von ihren Erlebnissen erzählen", sagt er im Gespräch mit der Harburger Rundschau. Viele hätten ihre Familienmitglieder verloren, ihre Häuser, ihren gesamten Besitz. Die Krisensituation und die ständige Angst vor Strahlenschäden bringe die Menschen an ihre Grenzen. "Da ist psychische Betreuung enorm wichtig." Die medizinische Versorgung konzentriere sich in den Unterkünften auf die Versorgung älterer Menschen. "Viele der Überlebenden sind im Seniorenalter und benötige spezielle Hilfe", sagt Markus. Außerdem haben einige Opfer Brandverletzungen oder Rauchvergiftungen durch die zahlreichen Feuer, die ausgebrochen waren.

Geplant ist, dass die japanischen Rot-Kreuz-Helfer nun zusätzlich Field Camps einrichten, um so vielen Menschen wie möglich helfen zu können. Mobile Einsatzteams werden in entlegene Gebiete geschickt.

Die Angst davor, dabei selbst eine gefährliche Strahlendosis abzukriegen, ist immer mit dabei. "Die Mitarbeiter sind außerhalb der 30-Kilometer-Gefahrenzone im Einsatz", sagt Markus. Allerdings: Wie die japanische Regierung vermeldete, sei stark erhöhte radioaktive Strahlung nun auch außerhalb der Sicherheitszone um das AKW aufgetreten. An einigen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, habe die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert - natürliche so genannte Hintergrundstrahlung beträgt zwei Millisievert im Jahr - pro Stunde gelegen.

Opfer und Helfer seien außerdem durch Nachbeben bedroht. Schneefälle im Nordosten Japans erschweren die Lage der Betroffenen zusätzlich.

Spendenkonto: 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 370 205 00, Stichwort: Tsunami 2011