Eine Glosse von Birgit Jaklitsch

Als meine elf Jahre alte Tochter mir eröffnete, Rosa sei überhaupt nicht mehr ihr Ding und ihr Zimmer deshalb eine reine Zumutung, klang das überzeugend. Schnell hatte sie mir und meinem Mann das Versprechen abgerungen, ihr Zimmer neu zu gestalten. Und ja, sie dürfe die Farben bestimmen. Wir ahnten nicht, was nun folgen sollte. Glauben Sie mir, einem vorpubertierenden Mädchen die Federführung bei der Umgestaltung seines Zimmers zu überlassen, ist gewagt.

Meine Tochter, nennen wir sie hier einmal Mausi, wollte ein Wasserzimmer. Also ab in den Baumarkt. Selbstbewusst steuerte mein Kind auf die Farbkarten zu. Bald darauf saß Mausi im Schneidersitz auf dem Fußboden, um sie herum Musterkarten in allen möglichen Nuancen von Kreischblau und Grün. Jeder Versuch, Einfluss auf das Farbenspektrum zu nehmen, wurde harsch zurückgewiesen.

Auf dem Weg nach Hause war das Auto bepackt mit Malerrollen, einer großen Portion elterlicher Skepsis - und Wandfarben in Karibikblau und einem Knallgrün, das seinen Namen wirklich verdient hatte. Die Arbeit konnte beginnen. Während der nächsten vier Tage entwickelte ich eine ungeahnte Leidenschaft für Pastellfarben. Dann war Mausis neues Zimmer fertig. Und wir auch. Wir tauchten auf aus der Unterwasser-Fantasie unserer Tochter. Vor uns lag ein frisches, gemütliches Jugendzimmer, keinesfalls optisch überfrachtet. Gut gemacht, Mausi!