Mein schöner Buchladen in Harburg eignete sich bisher hervorragend zum Gucken und Stöbern.

Gucken und Stöbern heißt für mich auch, in Sachen Kunst die Neuerscheinungen und Sondereditionen zu durchforsten. Mich anregen zu lassen durch Fotobände und Neues aus Malerei und Zeichnung und zu kaufen, was mir Lust auf mehr macht.

Vergeblich durchstreifte ich nun kürzlich diesbezüglich den Laden. Wo ist die Kunst?, fragte ich erst mich, dann die nette Buchhändlerin. Was ich denn suchen würde. Die Kunst, entgegnete ich. Leider, leider sei die Abteilung aufgelöst worden, Kunst würde hier nicht laufen? Wie bitte? Ein Geschäft voller edler Kochbücher, mit Heilsteine-Abteilung und Hörbüchern, aber keine Kunst? Kein Warhol, Leonardo, keine Frida Kahlo? Aber zwei Quadratmeter Kriminalliteratur?

Die Interessen sind bekanntlich verschieden und was dem einen eine Notwendigkeit, ist dem anderen lästiges Beiwerk. Aber ich gehe fest davon aus, dass auch in Harburg Stadt und Land eine erhebliche Anzahl Menschen leben, für die Kunst und Kultur ein Elixier des Lebens sind, eine Bereicherung und Inspiration. Die kommen nun nicht mehr, seit von oberer Stelle entschieden wurde, dass sich Kunst hier nicht rechnet.

"Kunst ist nicht Luxus, sondern Notwendigkeit", sagte schon Lyonel Feininger, der deutsch-amerikanische Maler und Grafiker. Notwendiges rechnet sich nicht immer. Wäre aber auch in Harburg eine Bereicherung und würde dem Buchgeschäft seine vertraute Atmosphäre zurück geben.