Bürger zweifeln die Daten der Landesbehörden an. 62 Kilometer Deiche und Verwallungen sollen gebaut werden. Projekt kostet 87 Millionen Euro

Stelle. Die Art und Weise, wie der Hochwasserschutz in Stelle modernisiert werden soll, stößt bei Anwohnern des Achterdeichs auf Skepsis. Im Gegensatz zum Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), das auf einen Deichneubau setzt, halten Bürger den Bau eines Schöpfwerkes für die bessere Lösung. Der Bauausschuss der Gemeinde Stelle hat das NWLKN jetzt gebeten, die Schöpfwerk-Variante zu prüfen und eine Kostenkalkulation auszuarbeiten.

NWLKN-Abteilungsleiter Heiko Warnecke hat am Montagabend im Steller Bauausschuss vor 100 Besuchern den Rahmenplan zum Ausbau der Schutzdeiche an Ilmenau, Luhe und Seeve erläutert. Ein Rahmenplan ist eine erste grobe Planung vor dem eigentlichen Genehmigungsverfahren.

Demnach soll der technisch veraltete Achterndeich auf einer Länge von sieben Kilometern erneuert werden. Die geschätzten Kosten: mehr als acht Millionen Euro. Der Deich sei nur noch ein Sandhaufen , sagt Warnecke. Die zu steilen Böschungen könnten einmal zu einem Durchbruch führen.

Zusätzlich soll die Altlast Wuhlenburg, abgelagerter Ölschlamm für den Bau eines Fähranlegers aus dem Jahr 1938, saniert werden. 2,25 Millionen Euro würden die Arbeiten kosten.

Insgesamt will das Land Niedersachsen in den nächsten 25 Jahren den Hochwasserschutz zwischen Winsen und Seevetal modernisieren. 62 Kilometer Deiche und Verwallungen sollen dazu neu gebaut werden. Die Gesamtkosten belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 87 Millionen Euro.

Unbehagen löst bei den Anwohnern des Achterndeichs aus, dass der zurzeit bis zu 6,47 Meter hohe Deich nach dem Neubau im Durchschnitt etwa einen Meter niedriger ausfallen soll. Dennoch würde der Deichneubau sicherer sei, versichert Warnecke. Der Stützkörper werde verdichtet, eine Kleyschicht zur Verstärkung aufgetragen. Seit dem das Seevesiel in Betrieb sei, so der Experte weiter, würden die heutigen Deichhöhen nicht mehr benötigt. Anwohner bleiben skeptisch: "Versichern sie uns das schriftlich", ruft einer.

Im benachbarten Stöckte wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen den Vorschlag zum Deichneubau. Auch hier soll der Flussdeich niedriger werden. Inzwischen hat sich Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich-Sander (FDP) eingeschaltet.

Statistisch gesehen soll ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser nur ein Mal in 100 Jahren eintreten - bei Stelle kam es schon 2002, 2003, 2006 und 2011 dazu. "Im Januar", sagt Bauamtsleiter Robert Isernhagen, "hatten wir zwischen Achterndeich und Penellweg eine voll gelaufene Badewanne."