Der Wecker klingelt. Körper und Geist, die beiden Komponenten unserer Persönlichkeit, während des Schlafens mehr oder weniger getrennt, finden ganz langsam wieder zusammen.

Es ist Zeit aufzustehen, um mich bei einer wichtigen Verabredung nicht zu verspäten. Etwas Zeit ist seit dem Aufwachen schon vergangen. Der Wecker zeigt mir, wie schnell die Minuten sich verflüchtigen. Gibt es überhaupt eine Gegenwart? Genau genommen ist die tatsächliche Gegenwart immer gerade schon vorbei. Wir sind für die erlebbare Gegenwart eigentlich ständig einige Sekunden zu spät dran. Die Gegenwart holt ihre kurze Dauer aus der Zukunft und Vergangenheit.

Im Grunde gibt es gar keine Gegenwart, ein Wimpernschlag, und schon ist sie Vergangenheit. Nur wenn uns etwas ablenkt oder in seinen Bann zieht und uns aus dem zeitlichen Empfinden herausreißt, erleben wir eine schwebend verharrende Gegenwart. Dann bleibt für uns buchstäblich die Zeit stehen, wie eine bekannte Redewendung lautet.

Wenn wir die Fragen des Daseins im Allgemeinen und der Zeit im Besonderen schon morgens kurz nach dem Aufwachen so ernst nähmen, wo kämen wir dann hin? Würden wir überhaupt ein Bein aus dem Bett heben? Zumindest würden wir uns am Morgen des Tages, an dem wir eine wichtige Verabredung haben, bei dieser verspäten. "Guten Morgen", höre ich die vertraute Stimme meiner Teuersten, "du sitzt schon ein Weilchen auf der Bettkante und starrst vor dich hin. Denke bitte daran, dass du heute Morgen einen wichtigen Termin hast." Manchmal ist es gar nicht so leicht, den Tag dynamisch und leistungsorientiert zu beginnen.