In der neuen Mitte Wilhelmsburgs soll ein innovatives Gebäudeensemble im Wert von über 280 Millionen Euro entstehen.

Wilhelmsburg. Die Mitte Wilhelmsburgs wird bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Unweit des S-Bahnhofes Wilhelmsburgs entstehen bis zum Jahr 2013 Edelbauten im Wert von über 280 Millionen Euro. Die Internationale Bauausstellung (IBA) hat jetzt Pläne für ein innovatives Gebäudeensemble für Dienstleistungen, Bildung, Sport, Wohnen und Freizeit vorgelegt. Es markiert den künftigen Eingang zur Internationalen Gartenschau (igs 2013) und später den Hauptzugang zum Wilhelmsburger Inselpark. Rund 2,5 Millionen Besucher werden im Jahr 2013 diesen Eingang passieren.

Der Geschäftsführer der IBA, Uli Hellweg, Oberbaudirektor Professor Jörn Walter und Jochen Franzke, Geschäftsführer der InselAkademie sowie Architekten und Investoren haben eine Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe auf dem schwimmenden IBA-Dock auf der Veddel (unweit des S-Bahnhofs Veddel) eröffnet. Die Entwürfe werden dort bis zum 17. März zu sehen sein: von dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

"Es ist uns mit den Investoren und Architekten gelungen, ein für diesen Standort optimales Nutzungsprofil zu entwickeln, das den ganzen Stadtteil beleben und aufwerten wird", sagte IBA-Chef Uli Hellweg. "Die Wettbewerbsergebnisse überzeugen durch eine gelungene Mischung", sagte Oberbaudirektor Walter.

Der Eingangskomplex zum künftigen Inselpark bilde zum Gebäude der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) "einen architektonisch markanten Brückenkopf, die terrassenförmig anschließenden Gebäude und der Hallenkomplex fügen sich harmonisch in die Umgebung der Parklandschaft ein".

Die Gründungsarbeiten für das "BSU-Gebäude" nördlich der Neuenfelder Straße sind bereits im vollen Gange. Allerdings muss der künftige SPD-Senat noch entscheiden, ob dort tatsächlich die Behörde oder andere Mieter einziehen werden - es sei "fragwürdig, warum die Behörde nach Wilhelmsburg ziehen soll", hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende und mögliche künftige Innensenator Michael Neumann im Wahlkampf gesagt.

Für den Neubau musste ein gesetzlich geschütztes Biotop samt einem kleinen Sumpferlenwald weichen (die Harburger Rundschau berichtete). Alles in allem sollen hier in zwei Jahren 1500 Menschen arbeiten und für die Belebung der "Neuen Mitte" im Elbstrom sorgen - das Projekt ist mit 210 Millionen Euro kalkuliert; Bauherr ist die Sprinkenhof AG.

Südlich der Neuenfelder Straße wird nun bis 2013 vis-à-vis des "BSU-Gebäudes" das auf dem IBA-Dock präsentierte Gebäudeensemble auf einem über 20 000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen - das entspricht einer Größe von drei Fußballfeldern. Mitte 2011 beginnen die Bauarbeiten. Ergänzt wird das Ensemble durch ein neues Schwimmbad sowie eine Sporthalle - diese wird während der igs 2013 zunächst als Ausstellungshalle für die Blumenschau genutzt und dann zur Sporthalle umgebaut. Die privaten Investitionssummen belaufen sich ohne Grundstück auf über 70 Millionen Euro - somit werden über 280 Millionen Euro im Herzen der größten Flussinsel Europas verbaut!

Für die Eingangsgebäude haben sich die Architekturbüros Bolles+Wilson aus Münster (Ärztehaus und Haus der InselAkadmie) sowie feddersenarchitekten aus Berlin (KerVita Pflegeheim mit Pflegeschule und Kita) mit ihren Entwürfen durchgesetzt. Die Gestaltung des Hallenkomplexes erfolgt nach dem Entwurf des Büros Allmann Sattler Wappner Architekten, München.

Das Haus der InselAkademie ist aus der Arbeit des Vereins "Sport ohne Grenzen" des ehemaligen Basketballprofis Marvin Willoughby entstanden. "Im neuen Zentrum Wilhelmsburgs schaffen wir eine innovative Freizeit- und Bildungseinrichtung, die sportliche und pädagogische Angebote verschiedener Institutionen für bedürftige Jugendliche unter einem Dach bündelt", sagte Jochen Franzke, Geschäftsführer der InselAkademie.

Das Haus der InselAkademie soll als Raum für betreutes Jugendwohnen und als offene Begegnungsstätte dienen - mit Bewegungsförderung im Vorschulalter, Schul-AGs und Hausaufgabenhilfe sowie Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in Kombination mit Leistungssportangeboten in der neuen Sporthalle. "Unser Ziel ist die ganzheitliche Förderung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit sport- und freizeitpädagogischen Maßnahmen bis hin zur Vermittlung von Praktika und Ausbildungsplätzen", sagte Franzke.

Als weiterer Investor beteiligt sich die KerVita-Gruppe an dem Ensemble mit dem Bau eines Pflegeheims für 125 vollstationäre Pflegeplätze sowie einer integrierten Pflegeschule und einer Kindertagesstätte. KerVita-Projektentwicklerin Sonja Bierbach: "Wir wollen der älteren Bevölkerung aus dem Stadtteil eine anspruchsvolle und qualitativ wertvolle Form des Wohnens bieten, so dass sie auch im Alter in ihrem gewohnten Quartier bleiben können."

Die Unternehmensgruppe ist auf den Bau und Betrieb von stationären Pflegeeinrichtungen in Norddeutschland spezialisiert. Für Wilhelmsburg habe man sich wegen des großen Bedarfs an vollstationären Pflegeplätzen und der guten Lage in unmittelbarer Nähe der S-Bahn-Station Wilhelmsburg und dem künftigen igs-Gelände entschieden.

Der Neubau des Schwimmbads ist ein weiterer Baustein für die Entwicklung des neuen Quartiers Wilhelmsburg-Mitte. Die Anlage werde mit zwei 25-Meter-Pools "viel Platz zum sportlichen Schwimmen" zur Verfügung stellen. Wasserball-Sportler sollen in diesem Schwimmbad genauso auf ihre Kosten kommen wie Kinder, denen ausreichend Platz zur Verfügung steht, um schwimmen zu lernen.

Das Besondere am neuen Schwimmbad: Die Halle kann gen Südwesten geöffnet werden, sodass die Besucher sich bei schönem Wetter fast wie im Freibad fühlen. "Für den Badneubau ist der Entwurf sehr ungewöhnlich, das wird ein ganz besonderes Schwimmbad", sagte Klauspeter Schelm, Geschäftsführer des städtischen Betreibers Bäderland Hamburg.