Manchmal beneide ich die rheinischen Frohnaturen um ihren Karneval. Uns Norddeutschen fehlt irgendwie die Beziehung zu Prunksitzungen, Rosenmontagszug, Funkenmariechen, Büttenrednern und Weiberfastnacht.

Trotzdem möchte auch ich mich einmal so richtig in Karnevals-Stimmung bringen: "Alaaf!" Schade, es klappt nicht. "Helau!" Auch das nützt nichts. Meine Frau mustert mich schon argwöhnisch von der Seite. "Jetzt dreht er durch", denkt sie vermutlich.

Das will ich ja gerade, so wie die Jecken in Köln, Düsseldorf und Mainz, aber es gelingt mir einfach nicht. Ich hätte mir eine Pappnase kaufen und mich damit im Spiegel betrachten sollen. Aber damit hätte ich wohl nur meine Frau zum Lachen gebracht, meine Stimmung wäre erst richtig in den Keller gegangen. Im Kühlschrank steht noch eine halbe Flasche Korn, vielleicht bringt die mich auf Touren. Auch abgelehnt, das Zeug macht mich nur müde und kein bisschen fröhlich.

Aber sind die Karnevals-Profis im Fernsehen denn wirklich lustig? Ich bin da manchmal etwas misstrauisch. Die Prunksitzungen sind mir zu straff organisiert, die Gags der Büttenredner zu genau einstudiert. Vielleicht hat Norddeutschland sogar Besseres zu bieten, beim Faslam in den Dörfern der Winsener Marsch und der Nordheide. Die Faslamsbrüder in Stöckte oder in Ramelsloh verstehen auch zu feiern. Vielleicht etwas bedächtiger als die Kölner Karnevalisten, dafür ist die Stimmung aber garantiert echt.