Eine Glosse von Matthias Popien

Fünf Euro mehr im Monat - damit lässt sich doch was anfangen. Hauptgewinner der Hartz-IV-Reform seien die Kinder und die Kommunen, hat Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gesagt. Dabei war bislang noch gar nicht bekannt, dass auch Kommunen Hartz IV beziehen können. Nach der überraschenden Ankündigung werden jetzt überall fleißig Anträge geschrieben.

Schließlich schaffen es viele Kommunen nicht mehr, von ihren kargen Einnahmen zu leben. Sie müssen "aufstocken" - also Hartz IV beziehen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Mit den fünf zusätzlichen Euro könnte jetzt zum Beispiel eine fünfsekündige Kinderbetreuung organisiert oder das fünf Millimeter tiefe Loch geflickt werden, das der Winter in den Asphalt der Hauptstraße gerissen hat. Denkbar wäre zudem, den städtischen Fuhrpark um fünf Matchbox-Autos zu vergrößern.

Auch das Bildungs- und Teilhabepaket stößt in den Kommunen auf große Zustimmung. Die Bürgermeister müssen nicht länger ihre mitgebrachten Leberwurstbrote im Amtszimmer verspeisen, sondern können sich endlich einen Besuch der Rathauskantine leisten. Schluss mit der sozialen Ausgrenzung! Wer auch am Nachtisch teilhaben will, muss allerdings in die eigene Tasche greifen. Ausnahmen: Äpfel, Birnen, Weintrauben und Bananen. Diesen Punkt haben die Süßspeisengegner von den Grünen in letzter Sekunde in das Reformpaket hineinverhandelt.