Man muss es lieben oder eben nicht. Das Harburger Publikum entschied sich für eine vehemente Liebeserklärung und jubelte der Bühnenfassung von “Die Versöhnung“ aus der Feder des Satirikers Hans Scheibner in der Inszenierung von Intendant Axel Schneider fast schon frenetisch zu.

Harburg. Und darum geht es: Ein einzelner Quittenast ist dazu angetan, einen jahrelangen Nachbarschaftsstreit zwischen den Bergkämpers und den Körners zu befeuern. Hat Joachim Bergkämper ihn nun rechtmäßig von Ehepaar Körners Baum entfernt, als er mit einigen Ästen auf seinen Boden hinüber ragte? Erlitt der Millionär gar eine Phase finanzieller Schwäche und hatte nichts mehr zu essen? Man ist da skeptisch. Doch Lena Körner hat im biederen Kleinbürgerwohnzimmer mit Ölschinken an der Wand nun endlich ein Versöhnungssetting für den Nachbarschaftsstreit arrangiert und auch die Bergkämpers hegen gewisse Interessen, den Streit auszuräumen (insbesondere der Neubau einer Garage spielt dabei eine Rolle). Gekrönt wird die versöhnliche Kaffeetafel symbolisch von einer Quittentorte. Eine schlaue Idee? Die Nerven liegen jedenfalls sowohl bei den kleinbürgerlichen Körners als auch bei Architekt Bergkämper und seiner überspannten Frau Lydia mit ihren selbst getupften expressiven Werken an der Wand in den Minuten vor der Begegnung bloß. Und das befördert auch schwelende Ehekonflikte ans Licht. Hans Scheibner und Partnerin Hannelore Droege geben in diesem schnellen, auf Kontrast basierenden Slapstick-Stück beide Ehepaare. Und das nicht etwa subtil und leise, sondern greifen darstellerisch in die Vollen - bis hin zum Klamaukhaften betonen sie das Groteske des Konflikts. Das Publikum genoss die überzogene Milieustudie und jubelte den Schauspielern in der Inszenierung von Intendant Axel Schneider zu. Vorstellungen bis 5. März.