Heute steigt Anna mal aus der plappernden Welt. Sagt nichts. Lässt das Telefonklingeln unbeantwortet.

Geht nicht ran. Besinnt sich auf ihre Gedanken. Das ist ein kleiner Luxus, so etwas wie Fasten im Bereich Erreichbarkeit. Gerade wer gern kommuniziert, könnte sich das Bonbon der Selbstbesinnung doch mal gönnen. Denkt Anna und ist still. Nicht zum ersten Mal. Seit Jahren übt sie das Schweigen an einem Märztag ihres Alltags. Die Kinder machen mit. Schreiben ihr kleine Zettel, auf denen so etwas steht wie: Ich hab dich lieb. Mir ist langweilig. Wollen wir Scrabble spielen?

Schweigen macht gelassen, findet Anna. Gedanken, die zur Ruhe kommen, die begleitet werden mit einem "Alles-ist-gut-so", die nicht gleich wieder wegdiskutiert werden oder überdacht. Gelassenheit sieht man. Entspannter scheinen die Gesichtszüge, ruhiger die Bewegungen. Intensiver die Kommunikation mit der Familie, wenn man Gesten und Mimik einsetzt, um zu sagen, was man fühlt und möchte.

Anna ist Coach für freies Sprechen. Übt mit Menschen, wie sie besser, eleganter und schneller mit ihrem Gegenüber ins Gespräch und zum Ziel kommen können. "Wer reden will, muss schweigen können", ist das Motto ihrer Kurse. Fünf Minuten haben ihre Schüler, um in Stille zu sammeln, was sie gleich sagen wollen. Die Essenz der Gedanken in einen stimmigen Satz gebracht. Diese stille Konzentration gelingt allen. Von hier aus gehen sie zielstrebig und mit schöneren Worten die Welt.