Protest der Kleingärtner auf dem künftigen Gartenschaugelände

Wilhelmsburg. Der Schock sitzt tief. Als die Verwaltungsangestellte Christine Wolfram, 57, am Donnerstag zu ihrer Parzelle 14 im Kleingartenverein 761 "Im Bauernfelde kam, waren ihre "Bille"-Typenlaube und der daneben stehende Geräteschuppen von Abrissbaggern platt gemacht worden. Alles war weg. Auch von ihrem großen, ovalen Swimming-Pool war nichts mehr vorhanden.

"Ich kann das einfach nicht fassen", sagt sie, "der Abrisstermin war erst für den 28. Februar, den kommenden Montag, angekündigt. Ich hatte mir extra von Donnerstag bis Montag frei genommen, um alles auszuräumen. Von allen Gegenständen die im Geräteschuppen standen, habe ich von den Bauarbeitern nur meinen Rasenmäher wiederbekommen". Weitere Elektrogeräte oder auch der teure Grill sind hingegen futsch. Den Bauarbeitern gibt sie keine Schuld für den vorzeitigen Abriss. "Sie haben ja nur ihren Auftrag ausgeführt und auch sofort ihren Chef verständigt, nachdem ich mich beschwert hatte. Entscheidend ist, wer den Auftrag erteilt hat", sagt Christine Wolfram, "ich habe inzwischen auch meinen Rechtsanwalt verständigt. Ich stelle Strafanzeige und fordere Entschädigung."

Im Kleingartenverein "Im Bauernfelde" sind bei der Aktion insgesamt drei Lauben vorzeitig, vor dem 28. Februar, abgerissen worden, darunter auch die Laube von Nachbarin Ursula Schäfer. Im Kleingartenverein Eichenallee wurden zwei Parzellen platt gemacht.

Christine Wolfram und Ursula Schäfer zählten zur Gruppe der Standhaften. Die aus vier Kleingärtnern bestehende Gruppe hatte gegen die im Sommer vergangenen Jahres beginnende Teilräumung des Kleingartengeländes Widerspruch eingelegt und verlangt, dass ihre Parzellen in das Programm der 2013 laufenden internationalen Gartenschau (igs) integriert werden. Die igs-Planer verfolgen mit ihrem Programm "In 80 Gärten um die Welt" aber andere Vorstellungen und so war mit der Gruppe der Standhaften in weiteren Verhandlungen des vergangenen Jahres die Räumung des Geländes zum 28. Februar vereinbart worden.

Dass nun vorzeitig geräumt wurde, ist für Christine Wolfram absolut unverständlich. "Es waren bereits im vergangenen Jahr in unserem Kleingartenverein vor dem gesetzten Termin Lauben abgerissen worden, was zu großem Protest geführt hat", bringt sie in Erinnerung, "es gab dazu auch eine Anfrage der Links-Fraktion. Und die Finanzbehörde, die bei Grundstücksangelegenheiten und Entschädigungszahlungen das Sagen hat, machte damals in der Antwort deutlich, dass es in Zukunft keinen vorzeitigen Abriss mehr geben wird." Über ihren Anwalt brachte Christine Wolfram inzwischen in Erfahrung, dass sich die Finanzbehörde um die Aufklärung des Falls kümmern wolle. "Es ist nicht zu begreifen, wie rücksichtslos mit uns umgegangen wird", sagt die Verwaltungsangestellte, die in der nahen Hochhaussiedlung Kirchdorf-Süd wohnt.

Laut Räumungsvertrag ist der Kleingärtnerin eine Entschädigung von 2500 Euro für die Räumung sowie 1750 Euro für die Parzelle zugesprochen worden. "Das Geld habe ich aber noch nicht", sagt sie. Weil Christine Wolfram die Natur liebt und ihre Freizeit gern im Garten verbringt, hat sie in ihrem Kleingartenverein Anfang des Jahres eine von anderen Schrebern aufgegebene Parzelle gepachtet. "Da muss ist ganz von vorn anfangen", sagt sie.