Neulich habe ich von einer Untersuchung in einer Zeitung gelesen, die mich gedanklich immer noch beschäftigt.

Politikwissenschaftler haben eine Umfrage bei Parlamentariern durchgeführt. Daraus geht Überraschendes hervor: "Zwischen 65 und 88 Prozent der befragten Parlamentarier halten sich für weitgehend machtlos, was gesellschaftliche Veränderungen betrifft." Ja, so steht es in dem Artikel, den ich sicherheitshalber aufheben werde. Denn an diesen Artikel werde ich mich wohl in Zukunft hin und wieder erinnern müssen, wenn ich einige politische Entscheidungen nicht verstehe. Das Ergebnis ihrer Untersuchung sei für die Politikwissenschaftler aus "demokratietheoretischer Perspektive bedenklich", heißt es im Artikel. Diese Äußerung beruhigt mich als Nicht-Wissenschaftler ungemein. Sonst hätte ich mir selbst vorgeworfen, ein völlig realitätsfremdes Demokratie-Verständnis zu haben.

Was lerne ich aus diesem veröffentlichten Untersuchungsergebnis? Ich kann also in Zukunft Politiker wählen, die mir versprechen, dass sie eine gesellschaftliche Veränderung genauso wünschen wie ich. Allerdings können sie diese als Parlamentarier genauso wenig durchsetzen wie ich, weil sie "weitgehend machtlos" sind. Doch ich kann mich mit den von mir gewählten Kandidaten solidarisch fühlen.

Nach der Devise: Gemeinsam ist man weniger allein. Nun wäre die Beantwortung von zwei Fragen aus "demokratiepraktischer Perspektive" äußerst hilfreich. Warum halten sich so viele Parlamentarier für "weitgehend machtlos", zumindest bei bestimmten Entscheidungen? Lässt sich diese Situation womöglich in absehbarer Zeit ändern? Mal sehen.