Den Bundesparteitag in Marmstorf sichert ein Bodyguard

Marmstorf. 50 Frauen und Männer gesetzteren Alters haben am Sonnabend im Schützenhof in Marmstorf auf einem außerordentlichen Bundesparteitag einen neuen Bundesvorsitzenden für die Rentner Partei Deutschland - kurz: "Die Rentner" - gewählt. Dieter Balck, 69, aus Hamburg-Bergstedt wollte aus "gesundheitlichen Gründen" nicht mehr kandidieren.

So wählten die Rentner, Vorruheständler und wenigen Werktätigen aus der ganzen Republik Wilhelm Hirthe, 70, aus Braunschweig zum neuen Bundesvorsitzenden. Hirthe war einmal Pharmaberater und hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. Stellvertretender Bundesvorsitzender wurde der Spitzenkandidat der Partei für die Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft, Ralph Scharsig, 58 - er ist Honorardozent in der Erwachsenenbildung. Dieter Balck wurde zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Der Tag in Marmstorf begann um 13 Uhr und endete um 19 Uhr. "Die Veranstaltung ist harmonisch und friedlich verlaufen", sagte der stellvertretende niedersächsische Vorsitzende der Rentner, der "Pressebetreuer" Hans-Jürgen Wachholz aus Bruchhausen-Vilsen - er war einst als Ressortleiter beim "Weser Kurier" tätig war.

Brisanz hatte der außerordentliche Bundesparteitag durch gravierende Konflikte zwischen dem ehemaligen Schatzmeister Ferdinand R. aus Stöckte und dem ehemaligen Bundesvorsitzenden Dieter Balck erlangt. R. hatte sich geweigert, einen Rechenschaftsbericht zu schreiben. Er hatte seine Partei wegen Insolvenzverschleppung bei der Polizei in Hamburg angezeigt und Kassenführungs- und Kontounterlagen in deren Obhut übergeben.

Hans-Jürgen Wachholz sagte dem Hamburger Abendblatt, seine Partei sei "schuldenfrei". Per Einstweiliger Verfügung hatten die Rentner beim Amtsgericht Winsen die Herausgabe der Unterlagen beantragt. Der Richter schloss einen Vergleich: Die Rentner bekamen lediglich Einblick in die Unterlagen. Mittlerweile hat die Polizei die Unterlagen an die Rentner zurückgegeben. "Durch die Aktion von Herrn R. haben wir die Frist für die Abgabe des Rechenschaftsberichts versäumt - damit ist uns ein Schaden von über 30 000 Euro entstanden", sagte Hans-Jürgen Wachholz.

Die Rentner haben Ferdinand R. am 17. Januar aus der Partei ausgeschlossen - der Bundesparteitag bestätigte diese Maßnahme. Ganz wohl war den Rentnern am Sonnabend in Marmstorf denn aber doch nicht: Sie befürchteten das Ferdinand R. im Schützenhof auflaufen könne.

Getreu ihrem Parteimotto "Gemeinsam sind wir stark" engagierte der Bundesvorstand einen mehr als zwei Meter großen, muskulösen Bodyguard: Tomme, 45, aus Nigeria. Der freundliche Herr, mit dem sich aber niemand anlegen möchte, lebt in Wilhelmsburg und arbeitet für den Sicherheitsdienst PSS.

"Störversuche von außen wird unser Bodyguard abzuwehren wissen", sagte der scheidende Bundesvorsitzende Dieter Balck am Anfang der Veranstaltung, als einige Rentner sich noch mit Deftigem aus der Küche stärken. Und die Rentner-Delegation aus Bayern sagte: "Mir Bayern san hier - da wird sowieso nichts passieren."