Interview mit Bezirkschef Lars Klee über Die Partei, Heinz Strunk und Goldhamster-Population für Harburg

Sie ist der Polit-Hofnarr der Republik. Die Partei parodiert nicht nur die Wahlkampfmethoden der etablierten Parteien, sondern stellt sich selbst zur Wahl. Mit dem Erfolgsautor und Anarcho-Komiker Heinz Strunk ("Fleisch ist mein Gemüse") als Bürgermeisterschaftskandidaten tritt Die Partei zu den Bürgerschaftswahlen am 20. Februar in Hamburg an. Sie setzt sich ein für ein Kreuzfahrtterminal am Jungfernstieg, die Nutzung der Elbphilharmonie als Zentrum zum Public Viewing bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 oder den Artenschutz für Bordsteinschwalben in St. Pauli. Welche Visionen hat Die Partei für Harburg? Ein Gespräch mit dem Harburger Bezirksvorsitzenden der Partei, Lars Klee, 23.

Harburger Rundschau:

Wie ist der Stellenwert des Vorsitzenden eines Partei-Bezirks, den der Bürgermeisterschaftskandidat auf der falschen Seite der Elbe wähnt?

Lars Klee:

Der Stellenwert ist sehr hoch. Das Wort und der Ratschlag eines Bezirksvorsitzenden hat in der Partei viel Gewicht. Wir in Harburg sind im Übrigen der Ansicht, dass es eine falsche Seite der Elbe nicht gibt. Ein Nord-Süd-Konflikt ist kein Thema. Die Partei sieht den West-Ost-Konflikt. Wir sind die einzige politische Partei, die die Mauer wieder aufbauen will. Die neuen Länder sollen eine Sonderbewirtschaftungszone (SBZ) werden. Und das wollen wir auch baulich darstellen.

Haben Sie persönlich schon mit Heinz Strunk gesprochen? Und wird er im Wahlkampf noch in seiner alten Heimat Harburg auftreten?

Klee:

Ich bin Heinz Strunk vor zwei Wochen im Hamburger Schauspielhaus begegnet. Wir haben etwa fünf Minuten miteinander geredet. Er wollte wissen, was alles in Harburg noch steht. Zu einem Wahlkampfauftritt in Harburg kommt es leider nicht, er ist ja auch gerade auf Lesereise.

Die Hamburger können Heinz Strunk nicht wählen, weil er nicht auf der Landesliste der Partei steht. Ist Ihr Bürgermeisterkandidat ein Schwindel?

Klee:

Nein, dem Senat können auch Personen angehören, die nicht Abgeordnete in der Bürgerschaft sind. Die Partei wird Heinz Strunk nach einem Wahlsieg zum Bürgermeister ernennen und von der Bürgerschaft wählen lassen. Ein Beispiel für ein solches Verfahren ist der jetzige Wirtschaftssenator Ian Karan.

Bitte vollenden Sie diesen Satz: Heinz Strunk ist der beste Bürgermeister für Hamburg, weil...

Klee:

...weil er Partei-Mitglied ist, weil er ein sympathisches Lächeln hat und weil er für die Wirtschaftsinteressen Hamburgs steht. Er sagt: Hamburgs Zukunft liegt nicht im Bergbau.

Die Partei fordert den Artenschutz für Bordsteinschwalben in St. Pauli. Seltene Vögel hat Harburg auch: Können wir hier mit dem Artenschutz für Schluckspechte auf dem Rathausplatz rechnen?

Klee:

Selbstverständlich. Wie man hört, denkt die Verwaltung darüber nach, den Harburger Rathausplatz als Grünanlage einzustufen, um das Alkoholtrinken zu verbieten. Wir meinen, in eine Grünanlage gehören Tiere. Ohne sie wäre die Grünanlage Rathausplatz tot.

Ihr Bürgermeisterkandidat hat in der NDR-Talkshow bekräftigt: Hamburg müsse erste Comedy- und Musicalfreie Zone Deutschlands werden. Heißt das, dass Sie den Stellwerk Comedy-Club im Harburger Bahnhof zuschweißen wollen?

Klee:

Der Jazzclub im Stellwerk würde offen bleiben. Aber der Comedy-Club soll abgeschafft werden. Comedy ist sinnentleerter und sprachlicher Dreck. Comedy zieht über Leute her, die es nicht verdient haben, dass über sie hergezogen wird.

Ich habe den Eindruck, Die Partei könnte als Comedy-Ensemble auftreten. Wollen Sie Ihrem Bürgermeisterkandidaten Konkurrenz vom Hals schaffen?

Klee:

Heinz Strunk ist kein Comedian. Er ist Politiker, Autor, Schauspieler. Ein kulturell interessierter Mann, der Kultur selbst schafft.

Welche Visionen hat Die Partei für Harburg noch?

Klee:

Wir stehen für das "Projekt S 31". Wir wollen den Fernbahnhof Harburg, die Gleise und die Cuxhavener Straße zwischen Bahnhof und Seehafenbrücke tiefer legen. Das Ganze begraben, um einen Übergang zwischen dem Binnenhafen und dem jetzigen Zentrum zu schaffen. Auf diesem Areal würde dann ein Park entstehen, damit wir in Harburg wieder zu einer stabilen Goldhamster-Population gelangen. Im Binnenhafen wollen wir nicht nur Büros und Luxuswohnungen. Dort sollen auch Sozialwohnungen gebaut werden.

Mögen Sie eigentlich Hunde nicht? Ihre Partei will eine maßvolle Anpassung der Hundesteuer um 700 Prozent...

Klee:

Doch, wir mögen Hunde. Die Einnahmen aus der Hundesteuererhöhung sollen zweckgerichtet an die Stadtreinigung gehen - damit Hamburg endlich müllfrei wird.

Die Innere Sicherheit liegt der Partei am Herzen: Religiöse Extremisten wie Taizé-Chöre wollen sie in die Schranken weisen. Streben Sie ähnlich wie damals die Schill-Partei ein Regierungsbündnis mit der CDU an?

Klee: Wir nehmen jeden als Steigbügelhalter. Alle mit Ausnahme der FDP, denn mit einer Spaßpartei wollen wir nichts zu tun haben. Wer mit uns koalieren will, muss auf uns zukommen.

Die Partei, ist das der Zynismus, den CDU, SPD, FDP, Grüne und Die Linke gesät haben?

Klee:

Ja, das trifft es ganz gut. Wenn man sich die Phrasen der etablierten Parteien anhört, könnte man glauben, sie seien durch unsere Schule gegangen.