Wer schön sein will, muss pingelig sein. Wie sieht denn das aus, wenn eine feine Augenumrandung auch nur einen Drittelmillimeter danebengeht.

Wie Karneval. Oder wie erste Schminkversuche als Teenager. Es kommt dabei nicht nur auf den Schwung an, sondern auf eine absolut zitterfreie Hand, einen angehaltenen Atem, die volle Konzentration. Das gilt für alles, was man bemalen kann am Körper. Wer es nicht schafft, das Lippenrot exakt und linientreu aufzutragen, ist sich fragender Blicke gewiss.

Die Höchstanforderung an die Präzision ist das schnelle Überlacken der Fingernägel in der Bahn. Man hat es eben nicht geschafft am Morgen. Da muss schon mal so ein Minimülleimer in der Sitzecke als Unterlage dienen. Im Stillen beschwört man den Lokführer, doch bitte bis in die Stadt besonders sanft zu bremsen. Der kleine Finger kommt noch dran und der Daumen der echten Hand.

Gewünscht, getan. Butterweiches Halten, genügend Zeit für die Lackarbeiten, perfekter Look ohne Wackelfarbe.

Eine ganz andere Art der millimetergenauen Schönheitsprozedur begegnete mir im Wartezimmer eines HNO-Arztes. Ein alter Zeitungsausschnitt verriet, wie man seinerzeit eine unerwünschte Nasenform zu neuem Ansehen brachte: mittels eines aufschnallbaren Nasenkorrekturgerätes, druckfrei um das Riechorgan zu befestigen, millimeterweise für die gewünschte Form einzustellen, schon über tausend Mal verkauft.

Dazu, liebe Schönheitsversessene, gehört Mut. Statt für einen Nasenumschnaller würde ich mich glatt für die keck verrutschte Augenkontur entscheiden. Ist auf jeden Fall ein Hingucker.