Jeder Mann sollte einmal im Leben ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und einen Sohn zeugen, lautet eine alte Redensart. Heute muss man wohl eine weitere Mannes-Pflicht hinzufügen: Er sollte einmal im Leben einen Schrank aus dem Möbel-Abholmarkt aufgebaut haben.

Im Augenblick stehe ich vor dieser Herausforderung. Auf dem Fußboden liegen die Einzelteile, schönes helles Kiefernholz, Schrauben, Metallbolzen, Griffe, viele andere Kleinteile und natürlich der unvermeidliche Inbus-Schlüssel. Die einzelnen Arbeitsschritte sind auf der Zeichnung leicht verständlich dargestellt. Es ist auch nur eine Wäschekommode, in zwei Stunden müsste das gute Stück fertig aufgebaut sein, denke ich.

Meine Frau ist nicht so zuversichtlich. "Kriegst du das auch hin?", fragt sie mit deutlichem Zweifel in der Stimme. "Na klar", sage ich und gehe ans Werk. Die Sache läuft wie geschmiert. Ich hatte selbst nicht gedacht, dass alles so einfach ist. Jetzt nur noch die Rückwand annageln. Und da läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Ich habe den Boden der Kommode verkehrt herum eingebaut, er muss um 180 Grad gedreht werden, sonst passt die Rückwand nicht. Also alles noch einmal auseinander und von vorn anfangen.

Jetzt warte ich auf einen Kommentar meiner Frau, aber zum Glück seufzt sie nur leise und kocht erst einmal einen Kaffee. Kurz vor Mitternacht steht das Möbel endlich fertig da. Aber ich lasse mich von solchen kleinen Pannen nicht entmutigen. Aus Fehlern lernt man, als Nächstes steht ein ausgewachsener Kleiderschrank auf dem Programm, natürlich zum Selbstaufbau. Damit werde ich dann endlich das Ikea-Abitur bestanden haben.