Meister der poetischen Sprache brauchen nur wenige Sätze und wenige Worte, um die Differenz zu normalen Autoren deutlich zu machen.

Da ist ein Zauber, eine Rätselhaftigkeit, die ihre Worte umweht, etwas Fremdes, das einen als Leser drängt, die Seiten schneller weiterzublättern. Sind die Japaner Meister jener rätselhaften Literatur, so beherrscht Murakami diese Kunst wie kein zweiter unter ihnen. Sein neuer Roman trägt dazu noch den überaus hermetischen Titel "1Q84", was entfernt an George Orwells Zukunftsvision 1984 erinnern soll. Murakami erzählt darin von Figuren, die unter einer seltsamen Kälte erstarrt sind und erst noch zueinander finden müssen. Die Liebe zwischen Aomame, einer Auftragskillerin und Tengo, einem Schriftsteller wird folglich mit allem dramaturgischem Raffinement und in allen Stillagen von Meister Murakami entwickelt. Wer als Leser ein über 1000-seitiges Buch in silbrig schillerndem Einband nicht scheut, der wird mit literarischen Raffinessen höchsten Niveaus und zudem mit einem surrealen Krimiplot belohnt, der tatsächlich bei aller kunstvollen Konstruktion richtig spannend ist und in die Parallelwelt von 1Q84 entführt. Haruki Murakami, 1Q84, DuMont, um 32 Euro.