Der Winter verhagelt der Agentur für Arbeit die aktuelle Bilanz

Lüneburg. Der harte Winter fordert auch auf dem Arbeitsmarkt seinen Tribut. Die Arbeitsagentur Lüneburg, die auch für den Landkreis Harburg zuständig ist, berichtet, dass die Arbeitslosigkeit im Januar um 669 auf 6454 Männer und Frauen gestiegen ist. Das waren aber immer noch 515 Arbeitslose weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 7,3 Prozent, vor einem Jahr lag sie bei 7,9 Prozent.

Ergänzend zur Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit die Zahl der Unterbeschäftigten. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Ein-Euro-Jobs gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Januar 16 685 Männer und Frauen. Im Januar 2010 waren es 18 440.

Bernd Passier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg, sagt: "Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist saisontypisch. Auch in den Jahren zuvor verzeichneten wir im Januar eine deutliche Zunahme." Witterungsbedingte Entlassungen in den Außenberufen wie im Bau- und Baunebengewerbe sowie in Garten- und Landschaftsbetrieben führten zu diesem jahreszeitlich bedingten Effekt. "Zudem werden Kündigungen häufig zum Jahresende wirksam. Das schlägt sich in den Arbeitsmarktzahlen nieder."

Insgesamt entwickelt sich der Arbeitsmarkt laut Passier aber unverändert positiv. Ein Indikator dafür ist der hohe Bestand an freien Stellenangeboten in den Kreisen Lüneburg und Harburg, die den Agenturbezirk bilden. "Im Januar hatten wir knapp 2200 freie Stellen im Angebot, das waren über 850 mehr als noch vor einem Jahr."

Bei der Vorstellung des Jahresarbeitsmarktberichts gestern sagte Passier, der Lüneburger Arbeitsmarkt habe sich deutlich besser entwickelt als erwartet. "Die düsteren Prognosen im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich glücklicherweise nicht bestätigt." Denn die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Lüneburg sei im Jahresverlauf von 6,2 Prozent auf 6,1 Prozent gesunken. Damit liege Lüneburg unter den Jahresdurchschnittswerten von Niedersachsen (7,5 Prozent) und Westdeutschland (6,6 Prozent).

Bernd Passier: "Mit Kurzarbeitergeld, Qualifizierungsmaßnahmen und erfolgreicher Integrationsarbeit haben Arbeitsagentur und Jobcenter ihren Beitrag zu einer stabilen Arbeitsmarktlage geleistet."

Die regionale Wirtschaftsstruktur habe die Arbeitsmarktentwicklung begünstigt. Stabilisierend haben sich seinen Worten zufolge der vielfältige Branchenmix in der Region und der hohe Anteil von Arbeitsplätzen im Handel und im Dienstleistungssektor ausgewirkt. "Auch Handwerk und Baugewerbe konnten durch das Konjunkturpaket profitieren. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung lässt überdies neue Arbeitsplätze im Bereich Gesundheit und Pflege entstehen." Beschäftigungszuwächse weise auch der Bildungssektor auf. Ein zuverlässiger Indikator für den Aufschwung stelle das Stellenangebot dar. "Im Vergleich zum Vorjahr war ein Stellenzugang von 34,2 Prozent zu verzeichnen. Im Land Niedersachsen lag dieser bei 21 Prozent."

Die größte Herausforderung sieht Passier in der Sicherung des Fachkräftebedarfs. Bereits jetzt zeichne sich in den Gesundheits- und Pflegeberufen, in der Logistikbranche, im IT-Bereich und im Handwerk ein deutliches Beschäftigungswachstum ab. Um auch künftig den Bedarf an Fachkräften decken zu können, sei ein ganzes Bündel von Maßnahmen notwendig. "Dazu gehört die Einstellung und Qualifizierung Älterer ebenso wie die gezielte Aktivierung von Frauen in der ,stillen Reserve'". Auch müssten Betriebe zu Kompromissen bereit sein, wenn der perfekte Bewerber nicht bereit stehe. Eine weitere Herausforderung für die kommenden Monate ist der Kampf gegen die Unterbeschäftigung. Immerhin weist die Statistik der Arbeitsagentur für 2010 im Jahresdurchschnitt 17 203 betroffene Personen aus. Das sind 100 Personen weniger als im Vorjahresdurchschnitt. Die Zahl ist demnach vom Höchststand im Februar mit 18 666 bis zum Dezember um rund 2700 Personen gesunken.