TUHH-Studenten demonstrieren gegen Semesterbeiträge

Harburg. "TUHH-Student bietet PC-Service", heißt es in einer Anzeige im Abendblatt. Das Studium kostet Geld. "Und wenn man keine reichen Eltern hat, muss man eben jobben", sagt Annika vom Scheidt, 24 Jahre alt und mitten im Masterstudium an der Technischen Universität in Harburg.

Mit Megafon und Protestplakat hat sie sich am Audimax I auf dem Campus am Schwarzenberg eingefunden. Sie gehört zum sogenannten "Bildungsretter"-Team.

Gemeinsam mit 200 weiteren TU-Studenten will sie zunächst durch den Stadtteil, dann weiter per S-Bahn zur Uni Hamburg, um dort gegen die Erhöhung der Semesterbeiträge demonstrieren, die bereits am 19. Januar von der Vertreterversammlung des Studierendenwerks beschlossen worden war.

"Wir sollen neun Euro mehr berappen. Außerdem steigen die Mensa-Preise um zehn Prozent", sagt sie. Rechnet man die Studiengebühren noch drauf, dann zahlt der Ingenieursnachwuchs ab dem Wintersemester etwa 650 Euro pro Semester, nicht nur für Annika vom Scheidt viel Geld. "Ich habe zwei Jobs, arbeite für eine PC-Zeitschrift und habe eine Hiwi-Stelle an einem Institut. Deswegen werde ich wohl meinen Abschluss nicht so schnell machen können", sagt sie und fühlt sich deshalb von der Politik verraten. "Im Koalitionsvertrag von CDU und GAL steht, dass der Wirtschaftsstandort Hamburg bestmöglich qualifizierte Menschen braucht. Aber hohe Studiengebühren schrecken junge Leute geradezu ab, an die Uni zu gehen", sagt sie.

Ihr Kommilitone Malte Schultjahn, 25, hat das Studium fast hinter sich. Er hat gerade seinen Master im Studiengang Information and Medientechnologie in der Tasche. "Ich demonstriere aus Solidarität mit den vielen Studis mit, die aus einkommensschwachen Familien stammen", sagt er. Hohe Semesterbeiträge und "eben das Geld, was man zum Leben braucht", sorgen seiner Meinung nach dafür, dass "man nach seinem Abschluss mit einem Schuldenberg ins Berufsleben geht. Keine angenehme Perspektive."

Clara Schmale, 24, die neben ihm steht, nickt. Sie hat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Gebühren erst einmal zu stunden und ist von Zuwendungen ihrer Eltern angewiesen. "Ich bin dagegen, dass sich der Staat immer mehr aus der Bildung rauszieht. Sie studiert im 9. Semester Energie- und Umwelttechnik und hofft, bald fertig zu sein. Davon ist Dominik Pöltl, 21, noch weit entfernt. Er büffelt im ersten Semester Energie- und Umwelttechnik. "Von den hohen Beiträgen habe ich noch länger als die anderen etwas. Ich finde diese Entscheidung ungerecht", sagt er. Noch kann er sein Studium aus Ersparnissen finanzieren.

Er ist enttäuscht von Politik und Verwaltung. "In Hamburg arbeiten drei Prozent mehr Akademiker als in anderen Bundesländern", berichtet er. "Wird das Studium nun teurer, hat das auch Auswirkungen auf den Studienstandort Harburg. Er ist weniger attraktiv, auch für Studierende aus dem Ausland."