Harburgs CDU will keine weiteren Sozialwohnungen, die SPD sieht das anders

Harburg. Dieses Problem beschäftigt nicht nur Harburger: der Mangel an günstigem Wohnungen.

Wie SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz dem Abendblatt gegenüber hat verlauten lassen, will er als Wahlsieger jährlich 6000 neue Wohnungen bauen lassen. Doch von diesem ehrgeizigen Ziel ist Hamburg noch weit entfernt. So wurden nach den Angaben von Stadtentwicklungssenatorin Herlind Gundelach (CDU) 2009 nur 2587 Wohneinheiten errichtet. Für die ersten Quartale im vergangenen Jahr wurden Baugenehmigungen für weitere knapp 3000 erteilt. Und kaum bringt Scholz das Thema sozialen Wohnungsbau ins Gespräch, will auch die CDU-Senatorin nicht zurückstehen. "In Hamburg werden wieder deutlich mehr Sozialwohnungen gebaut. Allein in 2010 konnten 1551 neue Sozialwohnungen gefördert werden."

Büro-Umwandlungsprämien und weitere finanzielle Anreize sollen dafür sorgen, dass weitere 1200 Sozialwohnungen gefördert werden könnten, wenn sich denn Investoren finden. "Aufgrund der unterschiedlichen Einkommensentwicklung brauchen wir sozialen Wohnungsbau", so Gundelach.

"Ja, aber", heißt es hierzu aus dem Hamburger Süden. Denn es gibt keine Informationen darüber, in welchem Maße sozialer Wohnungsbau in Harburg und Neugraben realisiert werden soll.

Und da ist der Harburger CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer mit seiner Parteikollegin Gundelach nicht unbedingt einer Meinung. "Wir brauchen hier im Hamburger Süden keine weiteren Massensiedlungen wie in Neuwiedenthal. Denn was wir davon haben, dass hier einmal eine relativ homogene Bevölkerungsstruktur angesiedelt worden ist, wissen wir", sagt er. Das soll künftig anders laufen, darauf habe man entsprechende Bebauungspläne ausgerichtet und auch in Harburgs Hafencity wünsche man sich eher Familien und Singles mit gutem Einkommen.

"Sozialer Wohnungsbau, das könnte ich mir vereinzelt vorstellen, als Nachverdichtung, für Studenten- und Seniorenwohnungen", so Fischer. Alles andere sei "Wahlkampfgeplänkel und Kaffeesatzleserei".

Jürgen Heimath, Chef der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, schüttelt den Kopf. "Sozialer Wohnungsbau ist dringend geboten, auch im Hamburger Süden", sagt er. Eine Debatte über diesen Umstand sei absurd. Aufgrund der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gebe es immer mehr Familien, die einfach nicht mehr über ein hohes Budget verfügen und sich die schicken Lofts auf der Schlossinsel oder im Quartier Harburger Brücken nicht leisten könnten. "Schon jetzt steht fest, dass jedes Jahr 3000 Wohnungen fehlen. Das ist eine eklatante Fehlentwicklung." Wie viele geförderte Wohnungen es in Harburg künftig geben sollte, darüber mag Heimath nicht spekulieren.

"Der Bezirk Bergedorf hat ein Wohnungsbaukonzept, in dem der Bedarf ermittelt worden ist. Hier wurde bislang versäumt, entsprechende Zahlen zu erheben. Das muss nachgeholt werden", so der SPD-Fraktionschef. Im Herbst wollen die Harburger Genossen eine Statistik und ein Wohnungsbaukonzept für den Stadtteil vorstellen.