Ab Sommer können Schiffe durch die neue Schleuse im Wilhelmsburger Norden fahren

Wilhelmsburg. Die Arbeiten für die neue Ernst-August-Schleuse im Norden Wilhelmsburgs gehen sehr gut voran. Am Donnerstag feierte die Hamburg Port Authority (HPA) gemeinsam mit den Projektverantwortlichen und den Bauarbeitern das Richtfest - die Firma Aug. Prien aus Harburg ist Generalunternehmer. "Wir liegen voll im Zeitplan", sagt HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder. "Nach Abschluss eines Probebetriebes soll die neue Ernst-August-Schleuse im August dieses Jahres feierlich eröffnet werden."

23,5 Millionen Euro kostet die neue Schleuse. "HPA muss die Maßnahme nicht bezahlen", sagt Karin Lengenfelder, "das Geld stammt aus dem städtischen Hochwasserschutzprogramm."

Die alte Schleuse gilt als letzte Schwachstelle im Hochwasserschutz der größten Flussinsel Europas. Bei 7,80 Meter über Normalnull (NN) liegt die Schutzhöhe der alten Schleuse - die neue Schutzhöhe von Schleuse und Deich wird bei 8,10 Meter über NN liegen.

Noch verbindet die alte Schleuse, Baujahr 1930, den Ernst-August-Kanal mit dem Elbe-Seitenarm Reiherstieg und trennt den Kanal von Ebbe und Flut. Die neue Schleuse wird etwa 100 Meter östlich gebaut, sie durchtrennt den Klütjenfelder Hauptdeich und sein Potsdamer Ufer und schafft die Verbindung zum Tidestrom der Elbe über den Spreehafen und den Klütjenfelder Hafen.

Die neue Ernst-August-Schleuse ist ein wichtiger Baustein des Projektes "von Rathaus zu Rathaus - mit der Barkasse". Barkassen sollen das Hamburger Rathaus in der Altstadt und das Wilhelmsburger Rathaus an der Mengestraße ab Anfang 2012 verbinden. Die Barkassen werden in Wilhelmsburg an einem Bootsanleger am Bürgerhaus an der Mengestraße anlegen.

Im Ernst-August-Kanal wird über die Schleuse eine Wassertiefe von etwa 1,50 Meter gehalten - das reicht den Sportbootvereinen, die ihre Plätze am Kanal, dem abzweigenden Aßmann- und Jaffe-David-Kanal und an der Wilhelmsburger Dove-Elbe haben.

Vor zwei Wochen sind die neuen Hubtore und der Tragrahmen auf die Baustelle transportiert und in die Tornischen eingehoben worden. Die beiden Hochwasserschutztore werden künftig über einen mittig im Tor angeordneten Hubzylinder bewegt.

"Die Fertigung der Schleusenbrücke wird Anfang Februar abgeschlossen", sagt Karin Lengenfelder. "Die Brücke wird dann zur Baustelle transportiert und auf den Widerlagern abgesetzt."

Das Betriebsgebäude wird im ersten Quartal dieses Jahres fertiggestellt und mit der Antriebs- und Steuerungstechnik der Schleuse ausgestattet. Die Schleusenausrüstung samt aller Steuerkomponenten, Verkabelungen und Leitungen wird bis Mitte des Jahres fertig gestellt.

Das zwei Stockwerke hohe Betriebsgebäude der Schleuse ist aus Beton und Glas und soll "mit Blick auf die Internationale Bauausstellung eine Landmarke setzen", sagt Karin Lengenfelder. Schleusenwärter, die bei Bedarf auf Knöpfe drücken, wird es in Zukunft nicht geben. Die Fernsteuerung erfolgt von einer Zentralstelle aus.

Ursprünglich gab es auch die Idee, die alte Ernst-August-Schleuse auf die neue Deichhöhe anzupassen. "Aber das ist bei einer Bausubstanz von 1930 keine gute Lösung", sagt der HPA-Geschäftsleiter Entwicklungsvorhaben, Karlheinz Pröpping. "Der Beton der alten Schleuse ist langfristig nicht mehr zu halten. Die neue Schleuse soll ja auch mindestens 80 Jahre halten." Unterm Strich wäre eine Renovierung und Aufrüstung der alten Schleuse teurer geworden.

Die alte Schleuse soll ab dem Sommer in Schritten bis Ende des ersten Quartals 2012 zurückgebaut werden. "Der Hochwasserschutz", sagt Karin Lengenfelder, "wird natürlich permanent bestehen bleiben."