Mit 15 Meter hohen und 50 Meter langen Wasserrutschen wollen zwei Existenzgründer für Spaß an Nord- und Ostseestränden sorgen.
Neu Wulmstorf/Bendestorf. Zwei Existenzgründer aus dem Landkreis Harburg setzen auf den Tourismusmarkt an der Nordsee und Ostsee. Stefan Blödorn, 40, aus Neu Wulmstorf und Jan Böttcher, 38, aus Bendestorf wollen riesige Wasserrutschen an der Küste betreiben. Mit ihrer Agentur BB-Entertain wenden sich die beiden vor allem an Kurverwaltungen, die ihren Strand im Wettbewerb um Gästezahlen nach vorne bringen wollen.
15 Meter hoch und 50 Meter lang sind die Rutschen. Die "Giganten aus Luft", wie Jan Böttcher sagt, sind ein Import aus Fernost. Der Stückpreis beträgt 50 000 Euro. Die beiden Existenzgründer haben die TÜV-Zulassung für den Betrieb in Deutschland. Zunächst wollen die Neuunternehmer, ähnlich wie Schausteller auf dem Dom, die ersten Riesenrutschen selbst betreiben. Sollte die Nachfrage steigen, sieht ihr Plan vor, Rutschen an Franchisenehmer gegen Zahlung einer Gebühr zu geben.
Mit dem Strandspaß will BB-Entertain kurzfristig Kapital erwirtschaften. Als Hauptgeschäftsidee, ja, vielleicht Lebenswerk, haben Stefan Blödorn und Jan Böttcher Anderes im Kopf: Sie wollen eine Tourismusattraktion in Hamburg realisieren. So einzigartig und neu, sagen Blödorn und Böttcher, dass ihre Idee ähnlich bedeutend wie zum Beispiel das Miniaturwunderland in der Speicherstadt werden könnte.
Die Geschäftsidee ist noch Geheimsache. Wer den Businessplan kennt, ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die beiden Gründer aus dem Landkreis Harburg befürchten, finanzstarke Freizeitkonzerne wie Disney oder Merlin Entertainments könnten die Idee realisieren und ihnen sozusagen vor der Nase wegschnappen. "Schützen lässt sich das Konzept nicht", sagt Jan Böttcher.
Nur so viel verraten die beiden: "Air-Lebnis" soll das Tourismusprojekt heißen. "Man erlebt Hamburg mit allen Sinnen", sagt Stefan Blödorn. Den Anstoß zu der Idee habe er in New York bekommen. Sie suchen dafür einen besucherstarken Standort in einer von Hamburgs besten Lagen. Denkbar seien die Landungsbrücken, die Speicherstadt oder die HafenCity. Etwa 500 oder 700 Quadratmeter benötigen sie. Und reichlich Luftraum weit über Zimmerdeckenhöhe hinaus muss vorhanden sein, wie der Name "Air-Lebnis" andeutet.
Drei Millionen Euro braucht BB-Entertain nach eigenen Angaben zur Realisierung. "Wir suchen begeistertes Hamburger Risikokapital", sagt Stefan Blödorn. Am liebsten wären den Neuunternehmern Kaufleute aus der Hansestadt, die von der Idee überzeugt seien und als Gesellschafter einsteigen. Der Businessplan sieht vor, "Air-Lebnis" spätestens in 2014 zu realisieren.
Für ihre Tourismusidee haben Stefan Blödorn und Jan Böttcher in der Freien und Hansestadt bereist Ernst zu nehmende Anerkennung gefunden: Nur zwei Monate nach der Gründung von BB-Entertain haben die Wirtschaftsjunioren bei der Handelskammer Hamburg die Geschäftsidee "Air-Lebnis" im Dezember 2010 mit ihrem Gründerpreis ausgezeichnet. Laut Stefan Blödorn würde auch die Hamburg Tourismus GmbH ihr Vorhaben unterstützen. Ihr Businessplan löst also offenbar schnell Begeisterung aus.
Wer sind die beiden aus dem Landkreis Harburg, die in das Tourismusgeschäft in Hamburg und an der Küste einsteigen wollen? Stefan Blödorn aus Neu Wulmstorf ist wie sein Partner Jan Böttcher aus Bendestorf Betriebswirt. Der Neu Wulmstorfer kommt aus der Finanzbranche, hat 20 Jahre lang bei der Landesbank Hamburg und einem Tochterunternehmen in der Wertpapierabwicklung gearbeitet. "Ich habe mich dann gegen einen Wechsel nach München entschieden", sagt Stefan Blödorn. Er sei zu dem Entschluss gekommen, mit Beginn der zweiten Lebenshalbzeit etwas völlig Neues zu beginnen.
Jan Böttcher hat vor der Selbstständigkeit im Marketing und Verkauf in der Unterhaltungselektronik gearbeitet. Er sei auch privat ein Multimedia-Fan, sagt er. Beide lieben das Reisen. Böttcher bezeichnet sich selbst als Weltenbummler. Blödorn entdeckt gern neue Orte, auch in der Region. Er schwimmt, fährt gern Inliner und Fahrrad. Beide haben das Hobby Pokern, ein Spiel, das strategisches Denken erfordert. Beide sind verheiratet und haben jeweils zwei Kinder.
