Politikerinnen erzählen bei Podiumsdiskussion aus ihrem Alltag

Maschen/Winsen. Die ersten Jahre wurde sie von ihren männlichen Kollegen belächelt. Ihr Motto: "Lange macht die Kleine das nicht." Falsch gedacht. Kommenden Herbst ist Dörte Cohrs, 46, seit nunmehr zehn Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde Hanstedt. "Eine halbe Ewigkeit", lacht sie.

Am Montag spricht Dörte Cohrs auf der Podiumsdiskussion "Mehr Frauen in die Kommunalpolitik" über ihre Erfahrungen - ein Gemeinschaftsprojekt der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten aus Buchholz, Winsen, der Samtgemeinden Elbmarsch, Hollenstedt, Jesteburg, Salzhausen, Tostedt, aus Neu Wulmstorf, Seevetal, Rosengarten und Stelle sowie der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Harburg. Sieben Frauen aus der Kommunal-, Kreis- und Landespolitik sollen dann über ihren Werdegang sprechen, über ihre Strategien und Stolpersteine. Das Ziel: andere Frauen für die Kommunalpolitik begeistern. Aber braucht man eine solche Veranstaltung in einem Land, das von einer Frau regiert wird? "Schaut man sich die Statistik an: unbedingt", sagt Dörthe Heien, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Buchholz. Nur durchschnittlich jeder vierte Platz in Deutschlands Stadt- und Gemeinderäten ist mit einer Frau besetzt.

Der Buchholzer Stadtrat besteht zu 30 Prozent aus Frauen, der Kreistag sogar zu 33 Prozent. "Das sind gute Werte", so Dörthe Heien, "wenn man bedenkt, dass in manchen Kommunalparlamenten gar keine Frauen sitzen." Dörte Cohrs kommunalpolitische Karriere begann 1996. Damals ließ sie sich in den Gemeinderat wählen. Seit 2001 ist sie Mitglied des Samtgemeinderats und Bürgermeisterin der Gemeinde Hanstedt.

Man muss die Männer mit Fakten überzeugen

Sie wollte in ihrem Wohnort etwas bewegen, nicht zu denjenigen gehören, die nur meckern aber nichts tun. Ihre Themen: Jugend, Sport, Soziales.

Wie sie sich als Frau behauptet hat? "Man muss immer klar und sachlich bleiben", erklärt die dreifache Mutter ihren Erfolg. Sie habe ihre männlichen Kollegen mit Fakten überzeugt. Dabei sei es aber wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Dörte Chors: "Ich bin eine Frau und dazu stehe ich." Mit der Fähigkeit zur Diplomatie und Empathie, vermeintlich typisch weibliche Eigenschaften, sei man in vielen Situationen im Vorteil.

Auch für Ruth Alpers, 60, eine andere der sieben eingeladenen Politikerinnen, waren die ersten Jahre in der Kommunalpolitik nicht einfach. Das habe aber weniger an ihrem Geschlecht als an ihrer politischen Ausrichtung gelegen. Heute sitzt die fünffache Mutter für ihre Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Kreistag. 1986 ließ sie sich in den Gemeinderat Hollenstedt wählen, fünf Jahre später in den Gesamtgemeinderat. Damals war sie das einzige "grüne" Mitglied.

Viele Frauen trauen sich Politik nicht zu

"Ich musste erst einmal lernen wie's läuft und stand dabei ganz alleine da." Ihr Schwerpunkt: Bauplanungs- und Wirtschaftsthemen. Eher untypisch für eine Frau, die sind in den meisten Gemeinden für "weiche" Bereiche wie Jugend, Familie und Soziales zuständig. Ruth Alpers: "Ich suchte neben meiner Rolle als Mutter eine andere sinnvolle Aufgabe. Da wollte ich mich nicht schon wieder nur mit Familienthemen auseinandersetzen."

"Es ist wichtig, dass sich Frauen politisch engagieren, damit ihre Interessen vertreten werden", so Dörthe Heien. Aber warum tun es dann noch immer so wenige? "Einige trauen sich diese Aufgabe nicht zu, lassen sich von dem zum Teil rauen Ton in den Sitzungen abschrecken ", vermutet Ruth Alpers. "Denen kann ich nur sagen: Auch die Männer wissen nicht mehr. Sie zweifeln nur nicht an sich." Wichtig sei es, Seilschaften und Unterstützungskreise zu bilden, eben wie Männer dies seit Jahrhunderten tun.

Diese und andere Themen sollen am Montagabend in der Kreisvolkshochschule (Schulkamp 11a) ab 19.30 Uhr diskutiert werden. Schwer sei es nicht gewesen, die Politikerinnen für diese Veranstaltung zu gewinnen. "2011 sind Wahlen", so Dörthe Heien. Zu einer bloßen parteipolitischen Wahlkampfveranstaltung solle der Abend aber nicht verkommen.