100 Euro kostet die Tonne Streusalz, im Sommer zahlt man die Hälfte. Die Salzvorräte der Winterdienste werden knapp.

Harburg/Winsen. Die Vorratslager der Winterdienste leeren sich, das Streusalz beim Großhandel wird knapp und der Nachschub des "weißen Goldes" steigt im Preis. "Wir leben bereits von der Hand in den Mund", sagt Georg Krümpelmann, Sprecher des Landkreises Harburg.

Gestern bekam der Landkreis 50 Tonnen reines Salz geliefert, heute werden 50 Tonnen Sand/Salz-Gemisch erwartet. Rund 100 Euro kostet derzeit die Tonne Salz. Wer im Sommer einkaufte, bezahlte die Hälfte. Und Winterdienste in Stadt und Land können auf ihre mit dem Handel vereinbarten Lieferverträge im Grunde pfeifen. Die Hamburger Stadtreinigung spricht von einem "abgesprungenen Lieferanten". Und Georg Krümpelmann sagt: "Auch unser Liefervertrag ist Makulatur. Wir bekommen einfach nicht die vereinbarte Lieferung und müssen wegen des Bedarfs woanders zu höherem Preis einkaufen. Es stellt sich die Frage, warum die Lieferanten keine Vorräte haben, wenn sich beim Verbraucher das Lager leert."

Börse-Online schreibt zur Wirtschaftssituation: "Die Wetteraussichten für die kommenden Tage sind recht vielversprechend - wenn man sein Geld mit Salz verdient" Und weist auf die Freude der Aktionäre von Deutschlands größtem Salzlieferanten, der K+S AG, hin.

Mit den knappen Liefermengen, die der Landkreis Harburg erhalten hat, ist eine Bevorratung nicht mehr möglich. "Dass wir überhaupt etwas bekommen, hängt mit unserer mit dem Land Niedersachsen geschlossenen Betriebsgemeinschaft ab. Der Landkreis kümmert sich mit seinen 41 Beschäftigten im Winterdienst rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb um 170 Kilometer Landesstraßen, 64 Kilometer Bundesstraßen und 423 Kilometer Kreisstraßen. 50 bis 60 Tonnen Salz gehen beim Abstreuen dieser Strecke komplett drauf. "In der Situation des wenigen und teuren Streumaterials fahren wir ein Notfallprogramm", sagt Krümpelmann, "wir räumen alle Straßen, aber wir streuen dann nur noch an Gefahrenpunkten und in besonders dringlichen Fällen." So wird auf den Autobahnen in Niedersachsen auch nur noch der rechte Fahrstreifen gestreut. Und auf Bundesstraßen verkehrt überwiegend Räum- aber kein Streudienst.

Ähnlich verhält sich die Hamburger Stadtreinigung. Sprecher Reinhard Fiedler: "Die Nacht von Montag auf Dienstag begann erst mit leichten Tauwetter und sorgte dann mit Schnee und Eis für enorme Glätte. Wir haben 500 Tonnen Salz und Sandgemisch dagegen eingesetzt." Und der von der Hamburger Stadtreinigung bereits im Sommer angelegte Salzvorrat von 15 000 Tonnen ist nach gut fünf Wochen Dauerwinterwetters inzwischen auf 2700 Tonnen geschrumpft. Warum legt sich die Stadt kein noch größeres Vorratslager für Streusalz an und füllt es, wenn der Preis unten ist? Fiedler: "Auch ein Vorratslager kostet Geld, entweder durch Investition in ein Lagergebäude oder in Lagermiete. Auch trocken eingelagertes Salz kann Feuchtigkeit ziehen und verklumpen und muss anschließend wieder gebrochen werden. Auch das würde Geld kosten. Ich glaube nicht, dass sich Hamburg noch größere Salzvorräte anlegen wird. Es werden auch wieder mildere Winter kommen." In zwei Wochen erwartet die Stadtreinigung eine Lieferung über 5000 Tonnen Streusalz. Fiedler ahnt für den Jahreswechsel eine erhöhte Glättegefahr für die Straßen voraus: "Es ist wieder Tauwetter angesagt und anschließend Frost. Das kann ein Problem geben."

Ein weiteres Problem sieht Krümpelmann im Verschleiß der 14 Räum- und Streufahrzeuge, die jetzt im Dauereinsatz stehen: "Ersatzteile kaum noch zu bekommen." Die Hersteller haben keine Teile auf Lager. Produziert werde nur nach Bedarf und geliefert "Just in Time". Krümpelmann: "Das System funktioniert in Ausnahmesituationen, wie dieser Winter zeigt, aber nicht." Gummilippen der Schneeräumer etwa seien nicht zu bekommen.